Dienstag, 11. Januar 2011

Eine Woche in Chile: Rückblick Teil 1



Richy und ich haben uns in den letzten Tagen immer mal wieder über Dinge unterhalten, die hier komplett anders laufen als in Deutschland. Wir vergleichen Santiago bzw. Valparaíso (mehr kennen wir ja noch nicht) gerne mit zu Hause. Wahrscheinlich am Anfang so eines Trips ganz verständlich. Haben wir beide ja noch nie eine Reise in, für uns, so unbekannte Gebiete unternommen. 

BUSFAHREN 

Wie ihr wisst, wagten wir uns das erste Mal in einen chilenischen Bus, als wir von Santiago hier nach Valparaíso gefahren sind. Dieser Bus war ein Reisebus, den ich deshalb in diesem Bericht ausklammern muss. Der war super. Was die Stadtbusse hier angeht, ist das rein äußerlich auch absolut korrekt. Dagegen ist das BusFAHREN der absolute Hammer. 

Beginnen tut alles mit dem Anblick etlicher potentieller Fahrgäste auf den Straßen von den miteinander verwachsenen Orten Valparaíso und Vina del Mar. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie sie sogar teilweise auf der Straße stehen, während sie auf den Bus warten. Allerdings ist das, wenn man genauer hinguckt, absolut verständlich. Du musst, um in Chile Deinen Bus zu ergattern, die Hand ausstrecken und dem Fahrer somit verständlich machen, dass Du mitfahren möchtest. Das hat wahrscheinlich den Hintergrund, dass alle Busse, wie uns scheint, an allen Stationen der "Stammstrecke" halten. Ihr müsst Euch vorstellen, dass 10-sekündlich irgend ein Bus die Station anfährt. Sicher ist das gar nicht möglich, denkt ihr Euch jetzt. Wo stehen die denn alle? Jaaaa, sie stellen sich einfach in eine laaaaange laaange Schlange hintereinander (man hat Zeit in Chile) bzw. auch gerne mal nebeneinander. Was daraus folgt ist, dass sie sich beim Weiterfahren ständig anhuben, damit sie sich nicht zu Schrott fahren. Denn von einem Schulter- oder Spiegelblick hat hier noch kein Busfahrer etwas gehört. Würde eh nichts bringe, bei all den Schildern, Aufklebern, Figürchen und sonstigem Tand an Front- und Seitenscheiben.

Gut … der Bus hält. Die Fahrgäste strömen zum Bus bzw. zum Fahrer, um ihr "Boleto" (Fahrkarte) zu kaufen. Richy und ich stehen derweil immernoch etwas hilflos da und versuchen herauszufinden wohin der Bus überhaupt fährt. Klar, dass es keinen Fahrplan oder so etwas wie eindeutige Schilder gibt. Es steht nicht einmal "Valparaíso" am Bus, obwohl das das Hauptziel der meisten Busse ist. Wir beschließen also nach dem 10. vorbei fahrenden Bus den Busfahrer nach seinem Ziel zu fragen. Kann ja nicht sein, dass keiner in den Nachbarort fährt (wir kommen gerade aus Vina del Mar). Wir also rein in den Bus und gucken den Fahrer ganz europäisch-unwissend mit den Worten "Valparaiso, Puerto (Hafen)?" an. Der Busfahrer nickt. SUPER, das haben wir geschafft. 

Jetzt stellt sich noch die Frage, wie viele Pesos kostet so ein Ticket?. Wir halten ihm also irgendeinen Betrag hin. Schön, es reicht und wir bekommen sogar Wechselgeld. Das haben wir hinter uns. Wir tuckern also zurück in Richtung Hostel. Wobei "tuckern" vielleicht der falsche Begriff ist. Der Busfahrer holt wirklich alles raus aus diesem alten Bus was geht! Wir rasen also in Lichtgeschwindigkeit die Straßen Vina del Mars entlang und schneiden ungefähr jeden Bus, der uns in die Quere kommt. Das ist anfangs lustig, aber ich muss zugeben, wir bekommen es doch mit der Angst zu tun, als wir auf der Landstraße noch mehr an Geschwindigkeit drauf kriegen, als wir es diesem Bus jemals zugetraut hätten. Uaaahhhh.

Wie ihr Euch sicher denken könnt, lässt das nächste Problem - oder wie man im Englischen sagt: das nächste Thema - nicht lange auf sich warten. Wie machen wir dem Busfahrer verständlich, wo und wann wir aussteigen möchten? Hält er an jeder Station? Natürlich nicht. Schreit er vor jeder Station durch den Bus? Natürlich nicht. Wer schreit, das sind die Fahrgäste: "Aquí, por favor, senor!" brüllt eine junge Frau von hinten; und signalisiert damit ihre Ausstiegs-Willigkeit. Für so einen harschen Ton fehlt es uns leider noch an Mut. Aber, ein Glück, es gibt ganz vorn im Bus auch eine Bitte-Halten-Taste. Wer würde damit in so einem Bus rechnen? Ich jedenfalls nicht. Glücklicherweise habe ich aber meinen weißen Ritter dabei, der uns rettet. Will sagen, Richy drückt die Halten-Taste. Und was entdecken wir, als wir aussteigen? Ja, den Hafen. Wir sind da. Busfahren kann so befriedigend sein! Vor allem, weil´s unser Reisebudget so herrlich wenig belastet. Wir haben heute für die Fahrt vom Hostel in Valpo zum Strand bzw. zur Shopping Mall in Vina del Mar genau 1480 Pesos ausgegeben, das entspricht rund 2 Euro. Hin- und Rückfahrt für zwei Leute über rund 10 Kilometer, wohlgemerkt. Da bleibt mehr Bares für ein leckeres Abendessen. Dass es dann doch nur Nudeln werden würden, steht auf einem anderen Blatt :o)

Fahrt schön vorsichtig, 
Doreen

Unser wunderschönes neues Zimmer - nach dem Hostel des Grauens - hat uns dazu bewogen noch 7 Tage zu bleiben.
 Guckt mal: http://www.hostalnomades.cl/Facilities.html


In dem Künstlerviertel, in dem wir wohnen, gibt´s viel zu entdecken. U. a. diese netten Häuschen

Wir vor dem Hafen

Freude in Valpo

Richy war überglücklich, weil am Hafen eine große Tuning-Messe statt fand. Das hier ist das Siegerauto (und nebenbei bemerkt das einzige) ;o) Richy würde außerdem jetzt gerne einen Gag wegen des "Most wanted"-Aufklebers in der Windschutzscheibe reißen, aber ihm fällt grad keiner ein.

Der Hafen mit im Hintergrund schippernden Marine-Schiffen, die man eigentlich nicht knipsen darf *schäm*

7 Tage gesucht und endlich gefunden -  ein chilenisches (und extrem teures) Einkaufszentrum

Wir beim Busfahren heute Morgen

Das erste mal am chilenischen Pazifik, juchu!

Der Sand war richtig schön warm

Dieses Foto erinnert, laut Richy, an eine Szene aus dem James Bond Film "Casino Royal". Wer findet den Fehler? ;o)


Naja gut, in die andere Richtung sieht der Strand von Vina del Mar wesentlich hübscher aus (siehe oben).


3 Kommentare:

  1. mal knapp eine Woche unterwegs und schon so viel erlebt und gesehen...das kann ja heiter werden! toll auch die Bilder, Richard pass auf, sonst gibt's Sonnenbrand, denn du hast schon einen roten Kopf auf den Strand-Bildern

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  2. Das Hostel scheint ja ein echter Glücksgriff zu sein. Prima. Und... Herr Lehrer, ich weiß was: James trug nur eine Badehose. Aber sonst - kein Unterschied ;-)

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  3. Tolle Bilder und ein guter Bericht und viele nützliche Infos. Vielen Dank für die Tipps. Gruß Thomas

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