Mittwoch, 27. April 2011

Cruising the USA! Free pics inside!

Streets of Miami. English captions once again, with
special greetings to our readers from the USA.  You two
know who you are ;-)
Kommt mir vor, als wäre ich mittendrin in "True Lies" oder "Desperate Housewives". Alles so unwirklich hier in den USA, als wäre ich Teil eines Hollywood-Blockbusters oder einer US-Fernsehserie. Doreen und ich, wir sind am 16. April in Miami gelandet und touren seit knapp einer Woche durch Florida, Georgia und South Carolina. Wir haben seitdem kaum eine ruhige Minute gehabt, haben immer irgendwo irgendwas gesehen oder gehört, gefühlt oder erlebt. Wir haben vier Tage auf den "Keys",  verbracht, eine Inselkette südlich von Miami. Traumhafter Strand und orangerote Sonnenuntergänge von überwältigender Intensität. Wir sind stundenlang mit dem Auto gefahren, vorbei an wundervollen Küsten und gelben Schildern, die dich mit der Aufschrift "Crocodile Crossing" vor Wildwechsel warnen. Wir sind durch  Mega-Einkaufszentren gelustwandelt, wo Doreen bestimmt am liebsten eingezogen wäre. Und durch Miami gecruist, vorbei an grünen Palmen und glitzernden Hotels, an schnittigen Yachten und gewaltigen Kreuzfahrtschiffen, an lässigen Typen und kichernden Teens. Wir sind über Highways gefahren, wo chromblitzende Trucks und schwergewichtigeHarley-Piloten mit Rauschbart an uns vorbeidonnern; und wo an so ziemlich jeder Ausfahrt Dutzende von Schnellimbiss- und Hotelketten auf Gäste warten. Wir haben auf abseits gelegenen Wege das Landesinnere gesucht und wunderschöne Alleen aus ausladenden Oak-Tree-Bäumen gefunden. Genauso wie die in "Forest Gump". Wie gesagt, es ist als wäre ich im Film.

Nightlife in Key West. 
One of the many wonderful
beaches in Florida.
Eine Woche USA, und fast jeder Moment bestätigt die Klischees, die ich aus den Bildern amerikanischer Fernseh- und Leinwand-Produktionen kenne. In guten wie in schlechten Zeiten. Gleich nach unserer Ankunft in Miami bin ich von fies aussehenden Grenzbeamten eine halbe Stunde festgehalten worden, unterstrichen von den Worten "Stay there, don´t move". Wenn sowas jemand sagt, dem Neunmillimeter und Schlagwaffe vom Ledergürtel baumeln, dann tust du das dir gesat wird. Und wartest eben die Stichkontrolle auf unerlaubte Einfuhr von Lebensmitteln ab. Direkt danach: Abholung des Mietwagens bei "Dollar Rentals". Ich dachte, ich besäße einen Mietwagen-Coupon, der alle Kosten abdeckt. Weit gefehlt. Die schwarze Drei-Zentner-Matrone am Thresen lächelt mich an und verwickelt  mich in ein Verkaufsgespräch, das mich locker um 600 bis 700 Dollar erleichtert hätte. Für Cabrio-Upgrade, Navigations-System und Reifenpannen-Versicherung. Ja, Bedarf schaffen und entsprechende Ware bzw. Dienstleistungen verkaufen, das können sie hier in den USA . Das ist alles so extrem professional durchkalkuliert und organisiert hier; allerdings ohne den bodenständigen Charme, den ich an Südamerika so schätze. Nur gut, dass ich für Lockangebote nicht sonderlich anfällig bin und weiß, wann ich sowas besser ablehne.  

Sunset as seen from our hotel
in Key Largo.
Favorite pastime of Jan,
citizen of St. Augustine: Talking
to travellers... 
Habe trotzdem mit diesem "Ablehnen müssen" zu kämpfen. Ist nämlich extrem hier: Wenn du Geld besitzt, hast du in Florida den größten Spaß deines Lebens. Aber Doreen und ich, wir müssen nunmal zwecks Weltreise auf unser Bares achten. Folgerichtig begegne ich ständig den tollsten Unterhaltungs-Angeboten, und kann kaum welche davon wahrnehmen. Logisch macht sich da ein Gefühl von Unzufriedenheit breit, denn ich könnte ja was verpassen. Allein während unserer vier Tage auf den "Keys", einer Inselkette südlich von Miami, hätte ich ständig in Aktion sein wollen. Parasailing machen, Lokale und Bars ausprobieren, Harley mieten, im Helikopter rundfliegen, auf dem Katamaran um die Inseln segeln, eine Nacht in ein koloniales Bed & Breakfast einkuscheln -  ich könnte hier 24 Stunden am Tag durchgehend Geld ausgeben. Kann aber nicht.  Zugegeben, ich jammere auf sehr hohem Niveau. Für einen kleinen Lebenstraum hat es immerhin gereicht, nämlich eine Runde Jetski im Golf von Florida. Brauchst in Europa einen Mords-Motorboot-Führerschein, hier gar keinen. Einfach geil. Wenn du die Kurven schnell und schräg angehst, fühlt sich das an wie Motorradfahren. Nur dass du dir die Kurven selber machst, so oft du willst. Und in Sachen Unterbringung haben wir es in Key Largo wirklich gut erwischt. Unsere Bleibe "Amory Dive Resort" ist ein Volltreffer. Gebäude in attraktivem lokalen Landhaus-Stil, sehr sauber, stilvoll und traumhaft direkt am Meer gelegen. Mehr geht nicht für 70 Dollar pro Nacht. Riesiger Dank an die Dame im Touristen-Willkommen-Zentrum eingangs Key Largo für den Tipp. Und natürlich an Doreen, die mir direkt zum Geburtstag das schönste Frühstück meines Lebens geschenkt hat.  Eine Schale voll Obst, frisches Brot und ein Glas Nutella auf einem Zweiertisch, direkt am Meer, im Schatten einer Palme. Postkarten-Traum. 

Birthday-Breakfast in front of our room,
arranged by Doreen. Kisses to her! 
Naja, und so lernen wir also jeden Tag dazu. Wie wir reisen und wo wir übernachten, zum Beispiel. Wir wissen jetzt, dass hier in den USA Hostels fast nicht existent und Hotels unbezahlbar sind, und dass wir daher in Motels am preiswertesten unterkommen. Es gibt sie an jeder größeren Highway-Ausfahrt im Dutzend; sie sind außerhalb der Stadtzentren preiswert, und gepflegt vor allem dort, wo viele Häuser in Konkurrenz zueinander stehen. Wo das ist, weiß ich, wenn ich eines der Rabatt-Heftchen aufschlage, die sie einem an jeder Tanke hinterher werfen. Von wegen, Print ist tot. Und was,  wenn ich richtig lecker Apfelkuchen anstelle des völlig überzuckerten US-Donut-Süßkram essen mag? Dann steuere ich eine Filiale von "Cracker Barell" an. Ja, es gibt auch brauchbare Fastfood-Ketten hier in den USA. Doreen und ich haben in einer Woche einiges gelernt. Auch, dass seit der Finanzkrise nicht nur Haus-zu-versteigern-Schildchen, sondern auch Billigkaufhäuser wie Pilze aus dem Boden schießen. Sowas wie "Family Dollar". Da haben wir sieben Dollar gegen eine hübsche Tiefkühltasche getauscht; und  fahren dahwe jetzt mit gekühlten Getränken und Brotzeit von Ziel zu Ziel. Anders als in Südamerika müssen wir die Weiterfahrt nicht vorab planen, müssen keine Buskarten kaufen und Hostel reservieren. Es gibt hier zwar Bahn und Bus, aber die Netze sind schwach strukturiert, die Fahrten teils sehr  teuer. Autofahren ist immer noch die beste Reisemöglichkeit in den USA, obwohl sie hier inzwischen zu meiner großen Überraschungen auf manchen Highways Maut nehmen; und obwohl der Sprit kaum noch preiswerter ist als bei uns. 


Shot from the flightdeck of the
airplane carrier "USS Yorktown".
Me and my rental jetski. Big fun,
even more so on high waves.
Diese Art des Reisens ist manchmal anstrengend, aber sie macht Spaß. Es gibt Tage, da steigen wir ins Auto und lassen uns einfach nur wie vom  Wind an ein Ziel treiben. St. Augustine, Charleston, Savannah, oder vorgestern nach Fernandino Beach; ein charmante kleine Siedlung voller Holzhäuser im Norden von Florida. Kein Wunder, dass sie hier Pippi Langstrumpf verfilmt haben. Pippis Haus sehen, sich von den charmanten Häuschen an die Wisteria Lane erinnert fühlen, das sind so die kleinen Freuden für Doreen. Ich finde ja eher den Flugzeugträger "USS Yorktown" spannend, den sie am Marinemuseum "Patriots Point" nahe der alten Küstenstadt Charleston vertäut haben. Ein gewaltiges Schiff. War im Zweiten Weltkrieg im Pazifik im Einsatz und dient heute als Museum. Du kannst stundenlang durch die Korridore laufen; kannst auf der Brücke in die Gedankenwelt des Kapitäns versinken; kannst im Hangar und auf dem Flugdeck Kampfflugzeuge aus alle Epochen betasten und sie teils sogar entern. Unweigerlich kriegst  du so Bezug zur Heldenverehrung und dem Patriotismus der US-Amerikaner. Toll für einen Menschen wie mich, der sich für Technik und deren Wirkung auf die Menschen interessiert - und auf dieser offene Art und Weise sicherlich nur hier in USA möglich. 

Die nächsten Tage werden bestimmt genauso spannend. Doreen will eine ehemalige Südstaaten-Plantage besuchen; ich möchte am 29. April den Start der letzten planmäßigen Space-Shuttle-Mission STS-134 live miterleben; und freue mich wie ein Schnitzel auf die Fahrt zur legendären US-Rennstrecke Daytona, wo Doreen noch irgendwas mit mir vorhat. Das Weltraum-Museum Kennedy Space Center, der Achterbahnpark Bush Gardens, ein paar Tage abhängen in Tampa Bay: Die uns verbleibenden Tage  in Florida dürften im Nu vergehen. Mitte Mai geht´s dann ja schon per American Airlines weiter nach Dallas in Texas…. 

Freue mich auf noch viele Frühstück mit Doreen, 
Richard 

P.S.: Riesigen Dank für die vielen Burztags-Glückwünsche! Wenn man - wie ich momentan - so weit weg ist von allen Freunden und Bekannten, dann machen ein paar persönlich adressierte Zeilen besonders viel Spaß. Als kleines Dankeschön ein paar extra Bilder ;-)



Typical USA: trash from
one breakfast in a standard motel. 

Found in a typical supermarket chain: Twice as many gun magazines than
car- and videogames mags.

Found in a parking lot, not a cartoon series: 24-inch-pimp-wheels on a midrange car.  
Doreen in a rare moment of total recreation...
Snorkeling: one of the more affordable pastimes on the Keys-Islands.
Impressions from St. Augustine,
self-proclaimed oldest city of the USA. 
One more shot from St. Augustine.
One last beautyshot from St. Augustine....
Doreen onboard the submarine boat "USS Clamagore" at marine museum "Patriots Point".
Atop of the very same submarine boat. "USS Yorktown" behind.
One of the many planes they show off inside the "USS Yorktown".
Streets of Charleston. Very charming coastal city in South Carolina. 
Found on a carcruise near Charleston. Not found in Franken.



Dienstag, 19. April 2011

Auf Wiedersehen Südamerika!


Letzter Blick auf die großartige Natur in den Anden: Im
20-Stunden-Marathon bringt uns der Bus von Cusco nach
Lima. Unsere Endstation in Südamerika. 

Abschiedsgedanken mischen sich mit Vorfreude. Doreen und ich, wir haben drei Tage in der peruanischen Sieben-Millionen-Menschen-Metropole Lima verbracht. Letzte Station unseres Südamerika-Trips. Danach: American-Airlines-Flug AA2110, Lima nach Miami. Südamerika war über drei Monate lang unsere Heimat. Was haben wir in der Zeit alles erlebt! Am 4. Januar 2011 hat uns der Flieger in Santiago de Chile ausgespuckt; ohne dass wir uns groß auf das hätten vorbereiten können, was da kommen sollte. Uns ist am Ende einfach die Zeit ausgegangen, wir waren in den letzten Wochen vor unserer Abreise zu beschäftigt mit dem Abbruch unserer Zelte in Deutschland. Ich hatte in meinen Kopf gar keine ernstzunehmende Vorstellung von dem, was uns erwarten würde. Klar, der Name der chilenischen Hauptstadt - Santiago - war mir ein Begriff. Ich ahnte, dass man in Buenos Aires Tango tanzt, und dass Peru ein bitterarmes Land wäre. Aber viel mehr als dieses Schubladendenken war in meinem Kopf nicht vorhanden. Ich dachte, dass es in Südamerika ärmer zugehen, dass es dreckiger, und - ja, auch gefährlicher sein würde als in Deutschland. Ich hatte einen Mordsrespekt. Heute weiß ich, wie verkehrt meine Vorstellungen waren. 


Egal wo du bist in Südamerika:
Du hast immer freundliche Menschen
um dich. 

Wir haben in Chile, Argentinien, Paraguay und Peru extrem viel Offenheit, Interesse und Freundlichkeit erfahren. Wir sind häufig überrascht, manchmal enttäuscht und ein paar Mal genervt worden. Wir werden etliches vermissen, sind aber auch dankbar, dass einiges hinter uns liegt. Wie hat Doreen neulich zu mir gesagt? "Die schönen und die schrecklichen Seiten von Südamerika, und was anders ist als bei uns zuhause; das wäre doch mal ein interessanter Blog". Jup, find ich auch. Es gibt so vieles, über dass sich zu schreiben lohnt. Zum Beispiel die Sprachbarriere. Während meiner beruflichen Auslands-Trips bin ich bisher mit Englisch immer gut durchgekommen. Ich dachte noch beim Anflug auf Santiago, dass das auch diesmal so sein würde. Aber nichts da. In Südamerika rennst du mit Deutsch oder Englisch oft gegen eine Mauer aus Unverständnis. Die meisten Chilenen, Argentinier, Paraguyaner und Peruaner sprechen Spanisch, vielleicht noch einen Ureinwohner-Dialekt, Quetchua etwa. Aber sonst? Kaum einer kann Englisch, auch die Jüngeren nicht. Klar, mit Händen, Füßen und willigen Gesprächspartnern sind wir am Ende immer klar gekommen. Trotzdem, seltsam eigentlich, wo doch jeder zweite TV- und Kinofilm unsynchronisiert im englischsprachigen Original läuft. Ändert nichts daran: Willst du einkaufen, was zu essen haben, nach dem Weg fragen oder dich unterhalten, egal: Der Alltag zwingt dich zu ein paar Brocken Spanisch. Gell, Doreen?

Und wehe wenn es regnet: Dann ist
die Kanalisation, sofern vorhanden,
fast überall total überfordert. 
Extremer Nervfaktor, vor
allem in Argentinien: ständiger Lärm,
z. B. aus Autos ohne Auspuff.  
Liebster Richard, deswegen habe ich ja einen Wochenkurs Spanisch gemacht. Was ich wiederum genossen habe, ist die große gegenseitige Rücksichtnahme. Du wirst hier auf der Straße oft angelächelt, und nur ganz selten angerempelt oder weggerempelt, höchstens vielleicht in den Großstädten. Wenn jemand dir nahe kommt, kündigt er das mit einem höflichen und irgendwie ehrlich gemeinten "Permisso" an. Im Vergleich dazu leben in München fast nur Rüpel und Flegel. Was mir auch gut gefällt, ist der gesellige Umgang miteinander. Zum Beispiel damals, in unserem Hostel in Villa la Angostura, wo mir ein freundlicher Argentinier ein seltsames dampfendes Gefäß zum probieren hingehalten hat. Mein erster Kontakt mit echtem argentinischen Mate-Tee. Okay, der Mann, seine Frau und deren Sohn hatten schon aus demselben Strohhalm genippt. Aber so ist das halt hier. Mate, das trinken und teilen hier alle. Jede Familie hat so ein Gefäss voller Kräuter dabei, plus eine Thermoskanne mit heißem Wasser zum nachgießen. Dient der Entspannung, ist ein Zeichen für gemeinsames Abhängen. Und weißt du, was ich schön finde? Dass die Menschen hier so viel Zeit miteinander verbringen. Sie verknüpfen Leben und Arbeit miteinander. Sie kochen miteinander, essen gemeinsam, sitzen zusammen… 

Toiletten in Südamerika:
ein Graus in Chile und
Argentinien. Dafür top
ausgerechnet in Peru. 
Schon, hübsche Doreen. Allerdings scheinen mir in den Küchen von Chile und Argentinien alle für´s kochen zuständig zu sein, und kaum jemand für´s saubermachen. Von Paraguay will ich gar nicht erst anfangen. Wie oft waren in unseren Hostels Spüllappen unbenutzbar dreckig und Teller fleckig, und in Lokalen Gläser milchig? Eklig. Hätte nie gedacht, dass ich mich daran gewöhnen könnte. Aber ich konnte. Und wurde trotzdem immer wieder geschockt, zum Beispiel von den Müllbergen in Buenos Aires. Peru allerdings hat mich in dieser Hinsicht überrascht. Ist ja angeblich eines der ärmeren Länder in Südamerika. Aber von Tacna bis Lima pflegen die Peruaner das, was sie haben. Selbst in den echt armen Vierteln fegen die Mütterchen jeden Morgen den Bordstein vor ihrem Haus. Dass Peruaner öfter duschen als ich… ist mir fast peinlich, das zuzugeben. Da fällt mir noch so eine Hygienesache ein: ich mache bestimmt nie wieder den Fehler, in Südamerika mehr als ein Blatt Toilettenpapier durch das Becken zu spülen. Wer hätte gedacht, dass das hier so viele Sanitäranlagen nicht verkraften und sofort verstopfen? Peinlich, die Putzfrau um Reinigung bitten zu müssen. Naja, seitdem werfe ich das benutzte Papier in den Mülleimer, so wie es die Einheimischen tun. 
Auch das ist Südamerika: In zwei
Wochen in Buenos Aires macht keiner
der Hostelangestellten den
Kühlschrank sauber.

Mach das, Richard. Weil du übrigens die Hygiene ansprichst: kann mich noch gut erinnern, als wir eine Tube Duschbad für dich kaufen wollten und erstmal nirgendwo was gefunden haben. Wer ahnt denn, dass sich Südamerikaner lieber klassisch einseifen? Na, und wo kaufen sie die Seife ein? In den vielen Tante-Emma-Mercados und -Kioscos, die es hier noch an jeder Ecke gibt. Da drin steht dann Mütterchen hinter der Theke, gerne auch mit der Familie. Und was immer du möchtest, sie zaubert es mit magische Mitteln herbei. In Valparaiso zum Beispiel mal eine einzelne Tablette gegen meine Magenschmerzen. Klasse. Dass es Supermärkte nur in den Großstädten gibt, finde ich okay. Du kriegst bei "Todo" und Co. dasselbe wie bei uns. Obst, Käse, Fleisch, Gekühltes, den ganzen Kram. Unterschiede sehe ich eher im Detail. Statt Nutella naschen Südamerikaner Dulce de Leche, diesen pappsüßen Brotaufstrich, wie nussiger Sirup. Widerlich. Dass ich hier kein exotisches Obst finden konnte, ist schade. Dafür gibt´s Kekse und Süßes ohne Ende. Selbst dein Kaffee ist standardmäßig gesüßt. Und dein "Yoghurt naturale" gezuckert. 

Okay, Doreen rümpft die Nase.
Aber diese Nudeln haben wir
selbst gekocht. Grundsätzlich ist
Essen lecker in Südamerika.
Hätten wir in Südamerika nicht
erwartet: Wer sucht, findet knackige
Semmeln und gschmeidigen
Kuchen. 
Allerdings, Doreen. Ist gar nicht leicht, in Südamerika sein Gewicht zu halten. Okay, die labbrigen Sandwiches con Jamon y Queso (Schinken und Käse) hab ich am Ende wirklich nicht mehr riechen können. Aber sonst finde ich das Essen hier reizvoll. Lokale gibt´s in allen Preislagen. Ich hab´ in Buenos Aires für 20 Euro das beste Steak meines Lebens genossen; in Salta für 5 Euro tolle einheimische Küche probiert; und am Markt in Cusco für 25 Cent eine extradicke Portion Pommes bekommen. Südamerika kann verflixt teuer sein, oder unfassbar billig. Je nachdem, in welchem Umfeld man sich bewegt. Genauso groß sind die Unterschiede zwischen den Gesellschafts-Schichten. Viel größer als bei uns in Deutschland. Haben wir ja sogar noch bei unserer Reise von Cusco nach Lima gemerkt, auf dem Weg durch die Anden. Wir fahren im Luxus-Reisebus durch mittelalterliche Dörfer, wo Bauern ihre Maultiere über Straßen aus Erde und Schlamm treiben, vorbei an Internet-Cafés. Und schlendern ein paar Stunden später in Lima durch dieses unglaubliche  Einkaufszentrum "Larcomar" an der Steilküste. Wo du stundenlang glitzernden Funkelkram und teure Alpaca-Pullis shoppen, und dich zwischen den Geschäften vom wundervollen Ausblick auf den Pazifik bezaubern lassen kannst. Währenddessen werfe ich in zwei top ausgestatteten Spielhallen meine letzten Sol in brandneue Videospiel-Automaten von Sega, Namco, Nintendo (!) und Electronic Arts (!!), von denen ich in Europa noch nie gehört habe. Genieße im Café meinen Cortado, und lade mir neue Musik auf meinen iPod. Weil´s nämlich in Südamerika so ziemlich überall kostenloses WLAN-Internet gibt. Hätte ich nie gedacht, dass Deutschland da so weit hinterher hinkt. Mir gefällt sogar das Fernsehen hier. Fast jedes Hostel bietet mir ein umwerfendes TV-Programm mit 100 Kanälen und mehr, kaum Werbung, dafür viel Spartenprogramme. Meine Güte, es gibt hier eine Variante des Discovery Channel nur mit Auto-Themen - ein Traum für einen Benzinkopf wie mich!


Ampelgags in Lima: Restzeit-
Anzeige und hetzendes
Ampelmännchen. 
Überraschendes Lima: vielfältige
Stadt, teils arm, teils sehr modern.
Hier ein Skatepark mit Typen, die
 echt was draufhaben. 
Du und deine Autos, Richard. Ich finde ja eher die vielen hübschen VW Käfer auf der Straße toll. Und diese lustigen Ampeln in Peru. Wo mir rote Sekundenziffern zeigen, wie lange ich noch warten muss. Und wenn das grüne Ampelmännchen zu rennen beginnt, sobald die Zeit langsam knapp wird, dann finde ich das einfach lustig. Klar, sowas braucht kein Mensch. Aber das ist eben Südamerika. Voller entdeckenswerter Kleinigkeiten. Ich möchte unbedingt irgendwann hierher zurück kommen, und all die Dinge besser kennen lernen, für die während unserer bisherigen Reise keine oder zu wenig Zeit geblieben ist. Vor allem das Landleben. Kommst du mit, Richard?

Auf jeden Fall. Ich mag die zugängliche und höfliche Art der Menschen. Den großen Stolz auf die eigene Kultur. Die Natur und das Bodenständige. Trotzdem, nach drei Monaten ist´s erstmal gut. Jetzt freue ich mich auf Burger und Achterbahnen, Cowboys und Shuttlestart.   

Ab sofort auf US-Tournee, 
Doreen und Richard







Freitag, 15. April 2011

Die verlorene Stadt Machupicchu

                                         "Zum Besuch von Machupicchu muss man innerlich
                                         bereit sein und seine Sinne schärfen"
                                                             Zitat aus dem Buch "Machupicchu - Ein authentisches Erlebnis"




Wir sind hier. Nach unzähligen Herausforderungen auf unser dreimonatigen Reise durch Südamerika; etlichen Tagen, an denen wir mit den Mahlzeiten und deren Folgen zu kämpfen hatten; dem Erlebnis wie die extreme Höhenlage sich auf unsere Gesundheit auswirkt; und einem beschwerlichen Weg haben wir den Ort Aguas Calientes (Heiße Quellen) erreicht. Wir stehen am Fuße des Berges Machupicchu.



Da freut sich das Kind im Manne. Tufftuff zum
Machupicchu fahren!


Im Zug "Expedition" für "nur" 82 US-Dollar  für Hin- und
Rückfahrt. Wir Touristen haben´s ja.

















Die Mythen und Legenden um Machupicchu - der verlorenen Inka-Stadt füllen Hunderte von Büchern, versorgen Archäologen mit immer wieder aufkommenden Fragen. Wurde diese Stadt überhaupt von den Inkas aufgebaut? Ist sie älter als gedacht? Warum wurden nur so wenig Mumien gefunden? Wie war ihr ursprünglicher Name? 

"Man braucht nur Mensch zu sein, um die Magie dieses Ortes zu empfinden."
Zitat aus dem Buch "Machupicchu - Ein authentisches Erlebnis"

Fakt ist, dass Hiram Bingham, ein amerikanischer Archäologe am 24. Juli 1911 von einem kleinem einheimischen Jungen zu der heiligen Stätte der Inkas geführt wurde. Ohne diesen kleinen Peruaner wüssten wir, die Gringos, vermutlich bis heute noch nichts von dieser Rarität einer zum fürchten gut erhaltenen Inka-Stadt. Das Paradoxe daran ist nämlich, dass die Einheimischen sich sehr wohl seiner Existenz bewusst waren, zwei Bauern bauten hier aufgrund der guten Vegetation seit Jahren Pflanzen an, als Hiram Bingham ankam. 

Hier sind die landwirtschaftlichen Terrassen sehr gut zu erkennen.
Sie dienten dazu verschiedene Lebensmittel in verschiedenen Bedingungen anzubauen.
Jede Terrasse unterschied sich zur nächsten ca. in 1 Grad C.

Er benannte 1912, als er mit einem Team zurück kehrte, die Stadt "Machupicchu" nach dem angrenzenden Berg. Hiram Bingham - dessen Leben als Vorlage für "Indiana Jones" diente - begann die Ruinen von ihren dschungelartigen Verwachsungen zu befreien und die Ausgrabungen zu beginnen. Sie stießen auf hunderte von Keramik- Stein- und Tongefäßen der Prä-Inka-Zeit und der modernen Inka-Zeit. Aber nichts wertvolles, kein Gold und kein Schmuck. Was mich überlegen lässt, warum diese Dinge bei einem so reichen Volk nicht aufzufinden sind: Das nicht entdeckte Gold sollen die Inkas in die sagenhafte Stadt "Paititi" verschleppt haben, als die Spanier das Inka-Reich - das heutige Peru - erobern wollten. 

Ein paar  der wenigen restaurierten Wohnhäuser. 80 Prozent der Anlage sind im Originalzustand.

Viele große Geheimnisse gibt es in Machupicchu zu entdecken. Entsprechend aufgeregt bin ich am frühen Morgen des 10.4.2011, hellwach und schleiche leise tapsend ins Badezimmer, um Richy nicht aufzuwecken. Ich kann nicht mehr schlafen und möchte die vielen am Vortag gehörten Details rund um Machupicchu gerne für unseren Blog festzuhalten. 

Als es endlich fünf Uhr ist und der Wecker klingelt hüpfe ich quickfidel aus dem Bettchen. Jetzt noch schnell unsere Habseligkeiten zusammen suchen, frühstücken und ab gehts zum Bus, der uns rauf bringt zu der meist besuchten südamerikanischen Sehenswürdigkeit: der verlorenen Stadt.

Im Frühtau zu Berge... er zieht fallera...


Nach 25 Minuten Zick-zack-Weg kommen wir an. Ich kann es kaum fassen. Vor 1,5 Tagen lag ich noch mit knapp 40 Grad Fieber und völlig entleertem Magen halb tot im Bett. Dank Richy und frei verkäuflichen Antibiotika stehe ich nun hier. Die Sonne blinzelt mich verliebt an, der Nebel bedeckt Machu Picchu mit einer hauchzarten Decke als ich den ersten Fuß in die verlorene Stadt setze. Ich möchte am liebsten für immer diesen Anblick abspeichern und die hier schwebende Energie in mich aufsaugen. 

Unser erster Blick auf die Stadt. Faszinierend!

So trenne ich mich nur ungern als es an der Zeit ist zu unserer Führung aufzubrechen. Unser Guide mit dem unaussprechlichen Namen führt uns und andere mehr oder wenig begeisterte Besucher durch die Ruinen-Stadt und erläutert die Inka-Hierarchien, das Inka-Reich und berichtet uns davon, dass in den Inka-Städten ausschließlich die Elite wohnen durfte. Für die Sprösslinge der "Auserwählten" gibt es sogar geschlechtlich getrennte Schulen in der Stadt. Eine unglaubliche Ausnahme zu der Zeit. 


Der Hauptplatz, auf dem heute Lamas grasen.

Nach unserer Führung schnaufen Richy und ich noch einige Stunden allein durch die Stadt. Die Zeit vergeht wie im Fluge, da in der gesamten Anlage riesige Treppenstufen die einzelnen Stadtgebiete miteinander verbinden. Eine echte Konditionsprobe für uns.

Uuuuaaah, gehts da weit runter. Wie konnten die Inkas nur
auf diesen Terrassen Getreide anbauen
?


Eine kleine Pause muss sein.
Die Stufen machen einen fertig!






Glückselige Grüße schickt Euch
Eure Doreen


Mittwoch, 13. April 2011

Auf den Spuren der Inkas

Cusco liegt im "Heiligen Tal", 
war die Hauptstadt der alten Inkas. 
Dann kamen die Spanier…


Wir haben die sagenumwobene Inka-Ruine Machupicchu erreicht. Zumindest stehen wir am Tor davor. Doreen und ich sind nämlich vor einigen Tagen in Cusco angekommen. Die Stadt liegt auf der Hochebene in den Anden. Mehr Peru geht eigentlich nicht. Wer Machupicchu besuchen möchte, kommt um Cusco nicht herum. Die 320.000-Einwohner-Enklave liegt am Weg und ist historisch eng mit Machupicchu und all den anderen Inka-Relikten hier in der Gegend - im sogenannten "Heiligen Tal" - verbunden. Cusco hatte zu den Glanzzeiten der Inkas, also im 15. und 16. Jahrhundert, für Südamerika eine ähnliche Bedeutung  wie Rom vor 2000 Jahren für Europa. Von Cusco aus hat der oberste Inka sein Imperium regiert. Sprich Peru und große Teile von Argentinien, Chile, Kolumbien und Paraguay. 

Die Straßen von Cusco: 
im Zentrum schön restauriert, 
außenrum teils schäbig, 
aber immerhin sauber!  
Besuch auf dem Markt: 
Für einen Sol, rund 25 Cent,
 gönnen wir uns eine 
Portion "Papas Fritas".

Wie viele Südamerikaner, 
tanzen und feiern auch die 
Peruaner gerne. Das sieht dann so aus…  
Tja, und jetzt sind wir also hier. Erster Eindruck, während unser luxuriöser Cruz-del-Sur-Nachtbus frühmorgens um sieben Uhr die Außenbezirke passiert: naja, sieht recht verkommen aus. Speziell die Baracken in der Gegend um den Busbahnhof, meine Güte! Aber ein Taxi trägt uns in das alte Zentrum der Stadt. Da wo früher die Inka-Paläste standen, und wo heute eine Reihe aus grobem Granit gebaute Kathedralen Eindruck schinden. Genau hier macht sich unser Hostel "Ecopackers" in einem alten viktorianischen Bau mit idyllischem Innenhof breit. Sieht hübsch aus, nettes Personal auch. Aber leider alle Räume ungeheizt. Und das in einer Stadt, die 3.400 Meter über Meereshöhe liegt. Bei nachts vielleicht fünf Grad Außentemperatur. In den Räumen fühlt sich das sogar nach eher noch weniger an, weil wirklich nichts beheizt wird - nichtmal Bäder, Küche oder Gemeinschaftsbereiche. Und so zittern Doreen und ich uns durch die ersten paar Stunden; am Nachmittag lasse ich mir draußen auf der Straße von einer fliegenden Händlerin in hübsch traditionell-bunter Kleidung einen angeblich handgestrickten Schal aus angeblicher Alpaca-Wolle aufschwatzen. Nun, das Teil hält jedenfalls warm. Mehr erwarte ich gar nicht für 30 Sol, rund acht Euro. 

Ich hatte erwähnt, dass der Mittelpunkt von Cusco - natürlich der "Plaza de Armas", wie in fast jeder Stadt Südamerikas -  auf 3.400 Meter liegt? Da fällt mir das Stichwort Höhenkrankheit ein. Der Mensch ist bekanntlich einen gewissen Sauerstoffgehalt in der Luft gewohnt. Und der nimmt, wenn ich das richtig im Kopf habe, pro 1000 Meter über Meereshöhe um fünf Prozent ab. Soll heißen, in Cusco erfasst meine Lunge pro Schnaufer rund 15 Prozent weniger Sauerstoff als daheim in München. Logisch, dass  ich daher nicht nur mit der Kälte im Hostel zu kämpfen habe, sondern außerdem mit elenden Kopfschmerzen und allgemeiner Mattigkeit. Dabei geht´s mir noch vergleichsweise prima. Doreen liegt wegen Durchfall, Übelkeit und hohem Fieber einen Tag lang total flach. Und andere Gäste unseres Hostel berichten von ernster Atemnot; wegen einem Gast kommt sogar der Arzt zum Hausbesuch. Merke: Höhenkrankheit nie unterschätzen! 

Der "Plaza de Armas" bildet den 
Mittelpunkt von Cusco.
Wen man so alles trifft bei einer 
Wanderung um Cusco herum... Bäuerin
in traditioneller Kleidung.
All das ist aber schnell vergessen, sobald ich mich ein bisschen unter das Volk mische; durch ein paar wunderschön restaurierte Straßen schlendere; und mit Doreen zusammen den Plaza de Armas aufsuche. Wir betreten ein Café im ersten Stock einer alten spanischen Villa und nehmen auf einem wunderschönen alten Holzbalkon Platz. Von hier aus könnten wir das Treiben unten auf dem Platz stundenlang betrachten. Schauen zu, wie unzählige Touristen aus aller Herren Länder flanieren; mit sündhaft teuren Fotoapparaten auf Motivfang gehen; und sich vergeblich bemühen, den fliegenden Verkäufern von Bildern, Schmuck und Tand aus dem Weg zu gehen. Weniger touristisch, dafür sehr südamerikanisch geht´s ein paar Blocks abseits zu. Da, wo das Volk lebt und zum Beispiel seine Einkäufe auf dem Markt erledigt. Hier preisen alte Marktweiber Kräuter und Kartoffeln in den mannigfaltigsten Ausführungen an. Ich kaufe einer runzligen Bäuerin drei Bananen und eine Gurke für 50 Cent ab, und erhalte in der Panaderia für ganze 25 Cent vier richtig lecker Semmeln und ein Plätzchen (!). Außerdem schlendere ich an unzähligen Essständen vorbei, wo sich um die Mittagszeit halb Cusco was Nahrhaftes einzuwerfen scheint. Im Tausch gegen vier bis zehn Sol - umgerechnet ein bis zweieinhalb Euro - erhält man hier alle möglichen Gemüse-, Fleisch- und Fischgerichte in Riesenportionen. Allerdings traue ich den durchwegs ungekühlt lagernden Fleischwaren eher Salmonellen als Nährwert zu. Auf allzu kühne Essexperimente lasse ich mich lieber nicht ein; mein Magen rebelliert eh schon seit einigen Tagen. Es bleibt bei einer Portion handgeschnitzter Pommes. 

Manch moderner Tourist nutzt die alten
Schutzhöhlen der Inkas für "kleine  
Geschäfte". Darum: schnell rein 
und wieder raus!
Wie es sich für eine Festung gehört, 
klotzt Sacsayhuaman mit Mauern
 aus ordentlich Granit, jawoll! 
Einen anderen Tag nutzen Doreen und ich für eine kleine Wanderung. Unser Ziel: Sacsayhuaman, eine der größten und bedeutendsten Inka-Ruinen in Peru. Liegt zwei Kilometer außerhalb von Cusco, und natürlich nicht im Tal, sondern oben am Berg. Ist also trotz der kurzen Entfernung ein schönes Geschnaufe. Ernste Atemnot kommt aber erst auf, als man uns am Tor pro Nase sage und schreibe 130 Sol - über 30 Euro - Eintritt abknöpfen will. Sicher, in dem Preisgeld ist dann auch der Zugang für viele weitere Inka-Stätten nahe Cusco enthalten. Trotzdem, merke: in Peru ist vieles billig, aber für historische Attraktionen rupfen sie dich wie die Weihnachtsgans. Machupicchu bildet, was Beutelschneiderei betrifft, übrigens den Höhepunkt. Siehe nächster Blog. 

Von hoch oben über die Anden 
blicken und traditioneller Musik lauschen: 
da weißt du, dass sich die Mühen  
einer Weltreise lohnen! 
Der Thron des obersten Inka: 
auch heute noch ein gemütlicher Platz,
gell, Doreen?
Trotzdem, die Wanderung nach Sacsayhuaman und in das Gebiet drumherum ist jeden neuperuanischen Sol wert. Die Ruinen erstrecken sich über ein Gebiet, für das ich einmal quer durch eine halbe Stunde benötige. Vorbei an Mauern aus meterdicken Granitsteinen, angeblich bis zu 120 Tonnen schwer. Jeder einzelne Fels so exakt zugehauen, dass er bündig mit seinen Nachbarn abschließt. Braucht keinen Mörtel. Mittendrin eine Arena und ein Thron aus Granit, bei dem ich mir gut vorstellen kann, wie hier vor 500 bis 600 Jahren der oberste Inka Platz genommen und die Opferzeremonien seines Volkes abgewunken hat. Woanders klettern Doreen und ich durch Höhlen, in denen  die Menschen damals vor Sturm und Regen Schutz gesucht haben. Der Weg führt uns weiter, durch ein betuliches Dorf und eine Opferstätte der Inkas; er bringt uns zu einem kleinen Hügel, wo ein fröhlicher Musikant auf andinen Instrumenten - einer Quenaflöte und einer traditionellen Gitarre, deren Name mir entfallen ist - Weisen von sich gibt. Hören und sehen wollen? Bitte hier klicken! Und während also der Mann so vor sich hin schunkelt, blicken Doreen und ich von der Anhöhe hinunter in das Tal, wo Cusco liegt. Von unten dringt das für südamerikanische Städte typische Potpourri aus Motoren- und Musiklärm bis zu uns nach oben. Am Horizont vervollkommnet eine wundervoll sanft geschwungene Bergkette ein Gefühl irgendwo zwischen Fremde und Wohlgefühl. Das alles hier sieht so anders aus als bei uns, wirkt zugleich aber vertraut und einladend auf mich. Und ich glaube, auch auf Doreen. 

Demnächst in diesem Blog: unsere Reise nach Machupicchu. 


Bis dahin, alter Inkagruß,
Richard