Freitag, 28. Januar 2011

Argentinien und die Wüsten-Pinguine (mit starken Fotos!)





Die Grenze von Chile nach Argentinien liegt hinter uns, genauso wie rund 28 Stunden im Bus. Der Lohn für die Mühe:  Wüste, Sandsturm und ein Hostel direkt an einer Durchfahrts-Straße - Bienvenida a Argentina, genauer gesagt in Puerto Madryn. Zählt laut Geografieteil im Reiseführer immer noch zu Patagonien, fühlt sich aber ganz anders an als das patagonische Seengebiet in Chile, wo wir uns vorher aufgehalten haben. Man muss sich das so vorstellen, dass wir Südamerika mit dieser einen Busfahrt von West nach Ost komplett durchquert haben; vom Pazifik zum Atlantik; von links nach rechts; aber immer ungefähr auf derselben Höhe bleibend, was eigentlich auf vergleichbares Klima schließen lassen sollte. So kenne ich das jedenfalls aus Europa. 

Aber hier, in diesem Teil von Südamerika, in Patagonien? Da gelten andere Regeln. Unfassbar, was du während der Busfahrt an Änderungen in den landschaftlichen Strukturen und im Bewuchs zu sehen bekommst. Vegetation satt im Seengebiet von Chile; während der Anfahrt in die Berge dann mit jedem Höhenmeter wilder und brauner werdende Pflanzen; die Straße, eine Schneise mitten durch unberührten Regenwald. Erst dicht und grün; dann von trockenen Schlinggewächs durchdrungen; schließlich lichter werdende Bäume, eine bräunliche Farbe annehmend und weniger hoch wachsend; irgendwann nur noch Sand und Fels. Dazwischen kiiiilllooometerweit keinerlei Siedlungen oder Anzeichen menschlichen Daseins; dafür immer wieder Bäche und Flüsse mit mal klar perlendem, mal wild schäumenden Wasser als Farbtupfer. Einer dieser Farbtupfer verbreitert sich während der Fahrt zum Rio Negro; er begleitet die Busfahrt einige Stunden lang, die Straße führt an Ufer entlang. Während dieser Zeit verändert sich die Landschaft weiter ständig; wird zur Steppe und zur Wüste. Keine Menschenseele hier, nur ab und zu ein paar Nester mit ein paar Buden, ´ner Tankstelle; ´ner Bar und sonst wenig. Wie im Spaghettiwestern. Und sehr beeindruckend, diese Weite zu erleben.  Die Sonne brennt vom Himmel, dass Dir wegen des grellen Lichts die Augen schmerzen; und du spürst, dass Du hier zu Fuß und ohne Wasservorrat keine zehn Kilometer Fußmarsch überstehen würdest. Rio Negro, Rio Colorado, jetzt kann ich all diese Namen aus den alten Westernstreifen endlich zuordnen! 

Von all dem haben Doreen und ich aber nichts geahnt, als wir Puerto Madryn als Ziel ausgesucht haben. Es war aus keinem Reisebericht im Internet heraus zu lesen. Selbst nicht aus dem sonst recht zuverlässigen Lonely-Planet-Reiseführer. Meine Güte, schließlich sind wir doch wegen der Pinguine hier. Nahe Puerto Madryn soll es die weltweit größte Pinguin-Kolonie zu bestaunen und zu unterwandern geben. Da sind wir einfach nicht von Wüste ausgegangen. Und doch umgibt sie Puerto Madryn… und dringt manchmal sogar in die Stadt ein. So wie gestern, vielleicht vier bis fünf Stunden nach unserem Ankommen. Doreen und ich waren gerade auf einem ersten Erkundungs-Spaziergang unterwegs, an der (faden) Strandpromenade entlang, ein bisschen die (ebenfalls faden) Gassen abseits erkunden. Die ganze Zeit über war der Wind zu spüren, von der Landseite her kommend. Irgendwann hat er dann aufgefrischt; dann großes Sirenengeheul und plötzlich war er da, der Sandsturm. Selbst hier, mitten in der Stadt und trotz der Häuser als Windfang kannst Du teils kaum gegen die Böen anlaufen; und kannst wegen der Sandkörner kaum die Augen öffnen.  

Naja, und so kommst du  also ins Hostel; pulst den Sand aus deinen Augen, Zähnen und Klamotten; findest nach dem Duschen in der Küche kein sauberes Geschirr fürs Abendessen; und musst dir ein Vier-Bett-Zimmer mit anderen teilen, direkt an einer der breiteren Straßen hier in Puerto Madryn: Frage an Sachkundige: was finden Südamerikaner cool daran, dass der Auspuff an jedem zweiten Auto defekt ist; und dass man wild hupend mitten durch die Nacht fährt? Ehrlich gesagt, hatten wir gestern Abend von Puerto Madryn die Schnauze voll. Aber heute entwickelt sich alles zum besseren.Wir haben hier im Hostel ein paar nette Leute kennengelernt und nach deren Erzählungen endgültig Esquel als unser nächstes Ziel festgelegt; haben ein schönes Frühstück genossen; konnten danach in ein nettes Zwei-Bett-Zimmer umziehen; ich mach nachher ein paar Züge im Atlantik; und heute Abend belohnen Doreen und ich uns mit lecker Essen auswärts statt Selbstgemachtem im Hostel. Das wird sicher schön.

Der Rufer aus der Wüste, 
Richard 


Doreen und ich ganz hinten im Bus, um acht Uhr morgens, in  Puerto Varas. In Puerto Madryn sollten wir am nächsten Tag 12 Uhr ankommen. Hat trotz Mehrfach-Umsteigens inklusive einiger Verspätungen und Sprachprobleme auch gut geklappt.   

Die erste Stunde verabschieden wir uns vom Seengebiet rund um Puerto Montt / Puerto Varas: hübsch viel grün hier. 

Viele hübsche Wildbäche. 

Und hübsche Grenzkontrolle. Inklusive anstellen nach Name sortiert, zwecks Check durch den Kontrollposten. 

Doreen ist glücklich: wir haben Ausreise aus Chile und Einreise in Argentinien gemeistert, haben unser zweites Land der Südamerika-Reise erreicht: Argentinien! 

Tipp für die Busfahrt: unbedingt Fensterplatz reservieren. Es gibt echt viel schöne Landschaft zu sehen.

Viel Grün, aber auch schroffe Felsen...

Je weiter wir kommen, desto staubiger und schroffer sieht die Landschaft aus. 

Der Rio Negro. Ein echt beeindruckender Strom. Wird außer von ein paar versprengten Fliegenfischern seltsamerweise aber überhaupt nicht benutzt. 

Eine der vielen Straßen ins Nirgendwo. Hier würde ich gerne nochmal mit dem Motorrad herkommen. Robert, in den Anden gibt´s Kurven, die würden Dich endlos glücklich machen!

Dieses Bild ist für meinen Dad.  Er wollte mal einen Radfahrer sehen. Hier ist einer, ganz klein.  Radwanderer sind gar nicht so selten hier in Patagonien; und Mountainbikes kannst überall leihen.

Wundervolle Felsformationen. Nur eine von vielen.

Am Abend wird das Licht richtig schön orange. 

Kilometerlang siehst du nichts, außer Straße und ab und zu ein entgegen kommender Laster. 

Wir fahren eine Nacht durch. Am nächsten Morgen sind Doreen und ich erstaunlich frisch beinander. Die "Semi-Cama"-Busse sind komfortabel.  Ohrstöpsel, Nackenkissen und Schlafbrille sorgen dafür, dass wir schlafen. Lieber uncool als unausgeschlafen.

Mittags um 12 Uhr: willkommen in Puerto Madryn!
Abends um 19 Uhr: Sandsturm in Puerto Madryn!
Am schönsten sieht Puerto Madryn aus, wenn man´s vom Steg aus betrachtet. Die Stadt ist fad und arm an Attraktionen. Immerhin ist der Atlantik schön ruhig, hier kann man gut baden. 

Den größten Spaß beim ersten Erkundungsbummel hatten Doreen und ich in einer kleinen Spielhalle, wie es sie in Europa kaum noch gibt. Doreen besiegt mich beim Airhockey mit 2:7. Das gibt noch eine Revange!
Anmerkung von mir (Doreen): Richy ist ein Gentleman und erwähnt seinen Sieg im ersten Spiel gegen mich gar nicht ;o) Endlich haben wir einen Airhockey gefunden, jipppieh!

Für mich als retrofinen Videospielfreak ist ja sowas toll: 20 bis 30 Jahre alte Spielhallen-Automaten! Ms Pac-Man und Wonderboy, Daytona USA in der Viererversion, in ordentlichem Zustand und preiswert: 3 Pesos, also rund 70 Cent pro Game. Natürlich geht sich da eine Runde Ridge Racer 2 aus...

 


3 Kommentare:

  1. Hallo Ihr Lieben,
    da macht ihr mich richtig neidisch wenn man dort auch als Radler soviel machen kann. Wir freuen uns mit euch und tretet den Pinguinen nicht auf die Füße!

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  2. Hallo Kurt und Mony!

    Na dann nix wie herkommen ;o)

    wir sind noch bis Mitte April in Südamerika unterwegs!

    LG
    Doreen und Richard

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