Donnerstag, 15. Dezember 2011

Doreens Welt: eine Woche Heimat...






Ist es wirklich schon zehn Tage her, dass ich die flauschigen neuseeländischen Woll-Pullover befühlt und beknuddelt habe und sich die Aucklander Frühlingssonne mit an unseren Frühstückstisch gesetzt hat?


Zwar noch kein Wollpulli,
aber trotzdem irre flauschig.





Eigentlich fühle mich verdammt gut. Also seit unserer Heimkehr. Vielleicht hatte ich etwas mit meiner Erkältung und dem fehlenden Schlafrhythmus zu kämpfen, aber grundsätzlich war ich einfach nur glücklich wieder so viel deutsch zu sprechen, mit Freunden und Familie zu telefonieren und deutsches Brot zu essen. 



Kann auch gut tanzen :o)
Weitsicht überall...
hier: auf der Coromandel-Halbinsel

Aber heute ist das anders. Ich spüre, dass ich tieftraurig bin. Hm…als trauerte ich alten Zeiten nach. Ich glaube ich vermisse Neuseeland und das Gefühl jeden Tag etwas Neues zu entdecken. Das Land hat sich in den letzten Wochen regelrecht in mein Herz eingefressen. Die atemberaubende Natur, die Stille auf den Campingplätzen, die wohlige Einsamkeit, die ich in diesem Land empfinde. Ich fühle mich schon erdrückt und leer, wenn ich nur durch die beschauliche Landshuter Altstadt spaziere. Auch Richy fehlt mir heute. Seit unserer Trennung vor vier Tagen das erste Mal richtig. Unsere vielen und schönen Gespräche sind es hauptsächlich…am Telefon treffe ich ihn jetzt wieder oft in Eile oder konzentriert an. Ich bin böse auf den Alltag. Er verbietet mir ein entspanntes Gespräch mit meinem Freund. Und die doofen 330 Kilometer, die uns grad trennen, sind auch nicht besser. Sie lassen es nicht zu Richy lächeln zu sehen. Dieses innere Glühen, zu was sein Lächeln während unserer Reise geworden ist. Wenn er das raus ließ und seine beiden Augen dazu um die Wette geleuchtet haben, war immer alles schnell wieder gut. Aber er ist nicht da. Es ist wieder Zeit, mich ganz allein anzuschieben.

Am Flughafen der eine...
... und der andere Teil unserer Lieben.










Überall auf der Welt
sind uns die Hamburg-
Süd-Container begegnet.
Ein Stück Heimat...
Aber das ist gar nicht so schwer wie ich vor unserer Trennung gedacht habee. Scheinbar sind wir trotz der 24 Stunden, die wir 355 Tage aufeinander saßen, Individuen geblieben. Ich hatte echt einen Horror davor, dass ich mich nach Richy verzehre, wenn ich ohne ihn bin. So wie man das oft in alten Hollywoodstreifen sieht. Aber nein, ich bin glücklich die Zeit bis zu unserem Wiedersehen mit schönen Stunden bei meiner Mama, und dem Versuch mich von dem deutschen Lebensstil noch nicht wieder aufs Glatteis führen zu lassen, zu füllen. Die Hektik und der Zwang jede Minute mit einer Tätigkeit auszufüllen stoßen mich noch richtig ab. Ich versuche erstmal langsam rein zu kommen. Sein Hab und Gut inspizieren, zum Beispiel, ist eine gute Möglichkeit sich dem früheren Leben wieder anzunähern. Also greife ich es an.

Ob er auch nach Hobbingen fährt?
Im Tongariro-Nationalpark.
Das vielleicht schönste Fleck-
chen Neuseelands für mich.
Ich hatte völlig verdrängt wie viele Klamotten ich habe. Obwohl ich, objektiv betrachtet, finde, dass ich für eine Frau wenig horte und ich vor unserer Abreise viel raus geschmissen, verhökert und verschenkt habe. Trotzdem wirkt der Inhalt meines alten Kleiderschranks auf mich, als ob Obelix seinen Hinkelstein auf mich wirft. Niederschmetternd. Aber ich erlebe auch viele Überraschungen. Die braune kuschlige Strickjacke, zum Bleistift, hatte ich wie so viele andere Stücke völlig vergessen. Es fühlt sich an, als hätte ich diese Teile gerade erst wegen einer dieser 1000-Euro-Klamotten-Shopping-Gutscheine von Bayern 3 neu angeschafft, alle auf einmal. Allerdings hätte ich nach solch einem Gewinn früher auf Wolke 8 getanzt, aber nun sitze ich auf dem Boden, inmitten meiner Pullis & Co, und bin völlig überfordert. Am liebsten würde ich den ganzen Krusch in die Tonne treten und mich wieder meinen heiß geliebten 3 T-shirts, 5 Unterhosen, 3 Paar Socken, 2 Hosen und 2 Pullis widmen, die mich die elf Monate begleitet haben. Warum um alles in der Welt habe ich so viel Zeug? Ich entscheide mich, das erste Mal seit langem, gegen mein Gefühl und schmeiße nur die hässlichsten Teile weg. Merke mir aber gedanklich schon die nächste Sortier-Aktion vor. Nämlich für den Tag, an dem ich in die Räume mit dem neuen Klingelschild einziehe. In Richys und meine erste gemeinsame Wohnung.
 
Alles_Liebe
Eure_Doreen

3 Kommentare:

  1. Da kann man nur sagen. Willkommen zurück in Deutschland und dem Alltagsleben. Aber alles schön der Reihe nach und alles schön langsam. Nur keine Hektik. Du hast alle Zeit der Welt.

    Liebe Grüße Jutta mit Anhang

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  2. Interessant wie sich die Ansichten und das Leben in nur einem Jahr verändern können.

    Ich finde Eure beiden letzten Posts total interessant und freu mich sehr, dass wir Euch nun wieder hier haben!

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