Dienstag, 27. September 2011

Typisch Thailand - Band 3



Ein paar Alltäglichkeiten... in Thailand.


Die Sprache(n)

Lieben Gruß an meine ehemaligen Kollegen!
Danke an die Allianz-Agentur in Chiang Mai,
dass ich das Foto machen durfte, obwohl sie keins meiner
englischen Worte verstanden haben.
In den fast zwei Monaten in Thailand sind wir dem Thai immernoch nicht sehr nahe gekommen. Bis jetzt können wir gerade mal "Hallo" und "Danke" sagen und ich weiß, wie die Thai-Zeichen für die hiesige Währung "Baht" und "Deutschland" ausschauen. Aber dann setzt es auch schon aus. Auch nachdem Richy eine englisch-sprechende Thailänderin zwecks der Aussprache um Hilfe bat, können wir keinen weiteren Lern-Fortschritt verzeichnen. Leider. Die Sprache ist so unheimlich komplex, dass selbst die Empfangs-Dame einer Sprachschule keinen Sinn darin sieht Richy für nur zwei Wochen in Thai zu unterrichten. Man brauche mindestens 6 Wochen, weil die tonale Aussprache so schwer zu erlernen sei. Wobei mir der Klang ziemlich bekannt vorkommt, mit den vielen Wechseln zwischen tiefer und hoher Stimmlage beim Aussprechen der Worte. Und zwar aus meiner Zeit in der Schule für Gebärdensprache (Besondere Grüße an meine damaligen Mitstreiter Dunja und Marco). Meine Lehrerin dort, gehörlos, hat auch so gesprochen. Sie hat die uns vertraute Stimmlage mangels Hörfähigkeit ja nie lernen können. Menschen mit solchen Hörproblemen sagt man ja auch nach, dass sie diese Einschränkung durch einen spirituell ausgeprägten, sehr gefühlsbetonten Charakter ausgleichen. So einen haben auch die meisten Thais. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Wer was weiß...im Kommentar ist Platz dafür.

Was das Englische in Thailand betrifft, so schauen wir hier, in entweder ausdruckslose oder fragende Gesichter. Alle Thais lernen in der Schule Englisch, aber fast keiner spricht es. Mein Verdacht ist, sie sind einfach zu schüchtern, um nur ein falsches Wort zu sagen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, mir geht es genauso. Aber hier fühle mich oft absolut überlegen, quasi als englischer Muttersprachler. Wenn Du einen Thai fragst, ob er Englisch spricht, wirst Du allerdings immer hören "Yes, a little bit". Gesichtswahrung! Wenn Du dann aber einen Satz sagst, der nicht in sein Arbeitsgebiet fällt, erntest Du wieder nur fragende Blicke. Zum Beispiel versteht ein Mitarbeiter im Restaurant es perfekt, wenn Du ihn bittest dir noch ein Getränk zu bringen. Sobald Du dann aber fragst, ob er dein Wunschgericht auch ohne Zitronengras zubereiten könnte, setzt es aus. Entweder nickt er - Gesicht wahren - und lässt das Gericht wie es ist oder er tut noch mehr Zitronengras hinein. Man weiß es vorher nicht. Ich mache mittlerweile zu vielen Sätzen Gesten, rudere mit meinen Armen hin und her. Quasi Gebärdensprache. Aber es klappt. Man kommt viel schneller ans Ziel. An alle lieben Freunde daheim: Bitte sagt Bescheid, wenn ich das in Deutschland weiter so praktiziere. Ich glaube ich merke es gar nicht mehr.

So sprechen Haarfärbemittel auch Jugendliche an. Lustig, nicht?
Vom Deutschen möchte ich eigentlich gar nicht reden :o( Das einzige Deutsche hier in Thailand sind vorbei huschende Sprachfetzen von Touristen und der Fernsehsender DW-TV, Deutsche-Welle TV. Wenn Richy nicht wäre, könnte ich mich an noch viel weniger deutsche Worte erinnern. Unglaublich aber wahr. Ich habe durch die neun Monate Deutsch-Abszinenz schon wirklich viele Worte vergessen. Auch Richy. Oft sitzen wir da und überlegen wie das und jenes auf Deutsch hieß oder wir sagen es gleich in Englisch. Ich hatte in den USA oft kein Verständnis für die deutschen Auswanderer, die wir getroffen haben und die fast kein Wort deutsch mehr konnten. Ich dachte das ist reine Faulheit sich mit meiner Sprache weiter zu beschäftigten. Jetzt weiß ich es besser und verstehe, dass es ein hartes Stück Arbeit ist die Sprache weiter zu beherrschen, wenn Dein Umfeld sie nicht spricht. Genau wie bei Einwanderern in Deutschland. Sie unterhalten sich mit ihren Familien und Freunden häufig nur in der eigenen Sprache. Sie wollen sie vielleicht einfach nicht verlernen. Wie ich.


Das Geld

Unser morgendlicher Frühstücksplatz.
Kerstin hat Richys Frage aus einem der letzten Blogs perfekt beantwortet. Sie hatte absolut recht damit, dass es Thais verboten ist auf Geldmünzen und Scheine zu trampeln, weil ihr verehrter König auf ALLEN Münzen und Scheinen im Land abgebildet ist. (Kerstin, der kalte Hund ist Dir sicher!)

Unser aktuelles Zimmer im Bed & Breakfast
"Charcoa House" .Hübsch, oder?
Auf dem Sessel schreibe ich gerade den Block.



Auch auf den kleinen 20 Baht-Scheinen, die ich in Thailand hege und pflege. Es ist immer gut so viel wie möglich Münzen und kleine Scheine zu sammeln. Es kommt einfach nicht gut an, wenn Du jemanden runter handelst und dann mit einem 1000 Baht-Schein bezahlst. Das wären rund 25 Euro. So viel trägt ein Thai niemals mit sich rum, zumindest nicht in Form dieses Scheines. Die bekommst du nämlich nirgendwo gewechselt. An den Straßenständen schauen sie dich mit großen und unverständlichen Augen an, wenn du damit kommst. Sogar richtige Restaurants machen bereits am Eingang durch ein Schild klar, dass sie diese Scheine nicht annehmen. Du hast Glück, wenn sie dir im "7 Eleven" gewechselt werden. In eine Supermarkt-Kette, die wohl damit rechnet, dass viele Touristen bei ihr einkaufen.

Jede Woche gehen wir 1x schick essen.
In Thailand fällt uns das
wegen der Preise besonders leicht.
Etwas ganz besonderes und einmaliges bisher auf unserem Trip ist die Möglichkeit, die wir mit unserem monatlichen Budget haben. Alles ist so unglaublich preiswert und somit finanzierbar für uns. Unser schönes Bed & Breakfast für nur 20 EUR die Nacht zum Beispiel. In USA sollten wir für eine solche Hütte über 100 EUR zahlen. 

Richy beim Vertilgen eines Bananen-
pfannkuchens. Gibt´s auch zu seiner großen
Freude mit Nutella. Was ganz seltenes
in Thailand.
Weiter geht´s mit den Lebensmitteln. Sofern wir keine westlichen Produkte wie Käse und Brot kaufen möchten, die unbezahlbar sind, schmeißen sie uns das Essen nur so hinterher. Ein lecker Nudelgericht für 1 EUR, ein Bananenpfannkuchen als Nachspeise für 40 Cent, eine große Flasche Wasser auch für 40 Cent. Letztens haben wir auf dem Sonntagsmarkt lecker für 50 Cent gegessen! Das muss man sich mal vorstellen. Ich hatte allerdings so ein schlechtes Gewissen, dass ich der Köchin ein ordentliches Trinkgeld gegeben habe. Ich weiß auch, dass das an Straßenständen nicht üblich ist, aber ihr überraschtes Lächeln war´s wert.



Das Essen

An den besagten Straßenständen findest du neben Nudeln noch vieles andere. Von gedünsteter, karamelisierter, in Bananenblatt eingewickelter Banane, über frittierte Hühnerfüße bis hin zu so scharf gewürztem Fisch, dass Du sterben möchtest. Im Süden Thailands muss man deswegen extrem auf der Hut sein. Nehmt Euch in Acht vor Aussagen wie "little bit spicy". Wenn ihr empfindlich seid, immer "not spicy" bestellen. Ganz wichtig. Selbst dann kommt es noch scharf, aber angenehm. Im Norden ist die Würzung wieder entspannter, vor allem dort wo es Touristen gibt. Die Thais wissen, dass wir nicht so viel aushalten wie sie. 

Einer der Straßenstände. Nicht im Bild sind die
Campingtische, an denen du isst.
 
Die einzige Schlangen, die ich in den neun
Monaten gesehen habe. Sie werden im
"Kobra-Whisky" in Laos verkauft.
Ansonsten gibt es hier ganz viel Reis, Hühnchen, Schwein und Gemüse. Nudelsuppen mit Zitronengras und Kokosmilch. Meine Leibspeisen sind das populäre Phad Thai und einfach simple gebratene breite Glasnudeln mit Gemüse und Tofu. Beides außergewöhnlich lecker. Ich hatte vor Ankunft in Thailand ziemliche Angst vor wilden Gerichten mit Schlangen- oder Affen, aber davon fehlt jede Spur. Ich denke, wer das sucht fährt besser nach China. Apropos Schlangen, Spinnen und anderes Getier: Alle meine Ängste waren unbegründet, ich habe in den vielen Wochen hier in Asien bisher nichts davon gesehen. Nur Kakerlaken. Die allerdings in rauen Mengen und in Handteller-Größe.



Auch diese kleinen Bananen
kriegst du überall. 
Ein Paradies für Richy und mich wurde Thailand sehr schnell aufgrund der extrem leckeren Früchte. Endlich. Ich hatte schon in Südamerika mit ganz exotischen Obstsorten gerechnet. Aber Fehlanzeige. Erst hier gibt es Obstsorten wie Papaya in mehreren Farben, Mango, Drachenfrucht in weiß und pink und die Passionsfrucht. Und alle so wohlschmeckend wie ich es in Deutschland noch nie erlebt habe. Meine absolute Lieblingsfrucht ist aber die Mangostin. Genannt wird sie auch die "Königin der Früchte". Aus gutem Grund. Sie sieht anmutig aus, verbirgt im inneren nur einen kleinen ausgewählten Teil Fruchtfleisch und das zergeht auf der Zunge wie Honig. Hm, mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Leider ist sie nicht so häufig anzutreffen wie die oben erwähnten Früchte oder auch Apfel, Ananas und Banane. Die gibts natürlich auch, in jedem Restaurant in Form von Obstsalaten. Für meistens 1,50 EUR. Traumhaft.


Die Hygiene

Ich vermisse deutsche Toiletten. Und wie! Als Frau hat mans nicht leicht auf den asiatischen "Örtchen". OK, es gibt keine dreckigen Löcher im Boden wie ich das von Indien schon gehört habe, aber an Hinsetzen ist wirklich überhaupt nicht zu denken. 

Auf dem Land findest Du meistens eine Art Keramiktoilettenschüssel über dem Boden, die mit zwei Tritt-Stellen versehen ist. Das heißt du hängst halb hockend über diesem "schöneren" Loch. Toilettenspülungen gibts meistens in der Stadt, aber nicht immer. Oft musst du mit einer 100 Jahre alten, augenscheinlich verkeimten Plastikschüssel mit Henkel Wasser aus einem Eimer oder einem gefliesten Becken nachschütten. Quasi als Ersatz für die Spülung. Das schlimmste sind aber nicht die Toiletten an sich oder die Tatsache, dass das Toilettenpapier nicht in die Schüssel geworfen werden darf. Nein, mir grauts eher vor den Räumen in denen sie sich befinden. Scheinbar pflegt man sein Restaurant zumindest so, dass die Touris sich wohl fühlen, aber bei der Toilette hörts auf. Da krabbeln dicke und dünne Ameisen in Massen rum, da schimmelts, da stinkts, dass sich die Balken biegen und den verdreckten Wasserhahn will ich wirklich ganz ganz selten anfassen. Die schlimmsten Toiletten auf unserer Reise sind mir in einem von Chiang Mais Box-Stadien begegnet. Ich hätte meine Blase lieber ausgepumpt als irgend etwas zu berühren. Aber was willst du machen? Ich hatte keine Wahl. Aber trotz solcher Erlebnisse härte ich komischerweise nicht ab. Wenn ich eine europäisch-anmutende Toilette finde, die auch noch sauber ist, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. 

Die Küchen der Restaurants schauen übrigens auch nicht viel anders aus. Auch hier gilt: vorne hui hinten pfui. Die Thais nehmen es einfach nicht so genau mit der Sauberkeit. Sie holen Dir die Eiswürfel aus einer Kühlbox mit bloßen Händen heraus, mit denen sie vorher Geldscheine entgegen genommen haben und wer weiß sonst noch alles gemacht haben. Auf den Märkten liegt das Fleisch stundenlang auf den Ständen. Und wenn das Kühleis geschmolzen ist, mei, dann ist das eben so. Genau das gleiche mit den fertigen Nudel-Gerichten und Eiern, die angeboten werden. Da wird nichts gekühlt. Das liegt einfach da und wartet auf einen Abnehmer. Eigentlich ein Wunder, dass unsere Mägen das aushalten. Wir haben komischerweise überhaupt keine Probleme mit Durchfall oder so. Ich glaube unsere Darmfunktion hat sich seit Südamerika an so einiges gewohnt.


Die Vereinigung von Arbeit und Privatleben

Richys Lieblings-Thema in Thailand. Er ist immer wieder fasziniert davon wie die Thais Privates und Berufliches vereinen. Hier gibt es wirklich keinerlei Trennung. Wie letztens. Ich schlendere mit unserer Dreck-Wäsche zum Schönheitssalon um die Ecke, der anbietet sie für 25 Baht pro Kilogramm zu waschen. Rund 60 Cent. Da lohnt sich selbst für uns die Handwäsche nicht mehr. Ich stehe also vor der geöffneten Tür und sehe eine junge Mutter und ihr Baby. Beide sitzen mitten im Laden, in dem Haare und Fingernägel geschnitten werden, auf dem Boden und spielen auf einer Decke. Die junge Mutter, wohl Eigentümerin des Ladens, spricht mich gleich an wie sie mir helfen könne während sie ihr Baby im Arm hat und es knuddelt. Es existiert einfach kein Wohn- oder Kinderzimmer. Die Familie lebt dort wo sie arbeitet. Die Kinder rennen ganz selbstverständlich durch die Massagesalone, Minimärkte und Restaurants. 

Eines abends in einem "Fast-Restaurant".
Straßenstand mit hübschen Holztischen. Bei
vielen Ständen hilft die ganze Familie mit.
Mit auf dem Bild: Sumi, Mitstreiterin aus
Richys Malkurs.
Ich habe in deutschen Restaurants ein laut lachendes und herum rennendes Kind oft total störend empfunden. So ändert sich die Wahrnehmung. Hier ist es mir mittlerweile vertraut. Ich finde es absolut normal, menschlich und bezaubernd. Ein Kinderlachen kann doch nicht störend sein, oder?

Ich in der Laser-Klinik vor meiner Behandlung.

... es gäbe noch 1000 Dinge über Thailand zu sagen. Wie leicht es ist sich einer kleinen Schönheits-OP in einer der vielen und günstigen Laser-Kliniken in Bangkok zu unterziehen, mit wie wenig Gehalt die Thais auskommen müssen und wie wunderschön es ist ein Lächeln zu geben und eins zurück zu bekommen. Aber im nächsten Blog ist Richy dran und  berichtet wie er Thailand kennen gelernt hat. 

Auf ein Wiedersehen in Deutschland freut sich schon jetzt
Eure Doreen

3 Kommentare:

  1. Dem letzten Bild zu schließen hast du dir wohl die Augen lasern lassen. Mit Sicherheit um einiges weniger als hier in Deutschland. Richard wird wohl noch sehr genau wissen was er damals dafür hier bezahlt hat.
    Das dich bis jetzt die schreienden und herum laufenden Kinder in Restaurants immer gestört haben, kenn ich von mir selber. Aber das hat sich geändert, nachdem ich selber so ein Kind hatte. Dann sagt man nur Es sind halt Kinder und ich war auch nicht anders.
    Wir freuen uns auch schon sehr euch wieder in Deutschland wieder zu sehen. Aber ein wenig müssen wir uns noch gedulden.

    Liebe Grüße Jutta mit anhang.

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  2. Boah, das ist ja mal ein langer Blog-Post. Genial. Ich habe jedes einzelne Wort aufgesaugt. Du schreibst sehr toll, Doreen!

    Und ich bin gespannt, was Du in einer Beauty-Klinik gemacht hast. ;-) Wahrscheinlich nur ein Photo davor geschossen... ;-)

    Übrigens ging es mir mit den Verlust von dt. Worten damals während meiner Sprachreise in UK genauso. Beim "Nachhause-Telefonieren" hab ich auch immer gemerkt, dass ich nach so kurzer Zeit bereits manche Worte ad hoc nicht mehr wusste. Das geht schnell...

    Ich freu mich auch auf Dich/Euch!

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  3. @Jutta: mir fällt auf, dass es in Asien viele Kinder gibt - aber nur ganz selten fällt eines durch Schreien oder Zicken auf. Ich glaube, die Kinder kriegen hier das meistens recht höfliche und umgängliche Verhalten der Eltern mit, und verhalten sich selbst entsprechend.

    @Alle: was Doreens "Beauty"-Foto betrifft, bisher falsch geraten. Mehr sag ich nicht ;-)

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