Donnerstag, 15. September 2011

Typisch Thailand - Band 1




Nun sind wir seit genau 55 Tagen in Thailand. Wer hätte gedacht, dass ich es hier so lange aushalten könnte. Zu dreckig, zu arm und zu kompliziert habe ich mir das Leben im Land des Lächelns vorgestellt. Tatsächlich stellt es sich komplett anders da. Klar, es gibt diese Momente, wo du nur auf Armut, Müll und unorganisierte Abläufe triffst. Aber du kannst Dich als "Westerner" hier trotzdem wie zu Hause fühlen. Wie wir zum Beispiel, im Bed-and-Breakfast-Hotel "Charcoa House" in Chiang Mai. So eine heimelige, durchdachte und saubere Unterkunft hatte ich wirklich nicht erwartet. Aber Thailand scheint das perfekte Land zu sein, jeder kann hier finden was er sucht. Das Paradies, Exotik, unbekannte Kulturen. Ein Leben ohne Luxus und Hektik, dafür mit Entspannung, Meditation. Manche suchen hier den Partner für´s Leben, und finden ein zu Hause. Halt in einer Umgebung, wo vieles anders ist als daheim. Da wäre zum Beispiel... 


Der Buddha

Buddhas fahren auch Auto ;o)
Der Tempel Phan Ohn
(Kurzform) in Chiang Mai. Ein
lustiges Video dazu findet ihr hier.
Er ist allgegenwärtig. In jedem Shop, in jeder Stadt, vor jeder großen Firma. Überall sehe ich ihn. In Gold gefasst und umgeben von exotischen Schreinen oder beeindruckenden buddhistischen Tempeln. Es soll in Bangkok mal eine Firma gegeben haben, die vor ihrem gigantischen Neubau keinen Schrein errichtet hat. Sie musste nachrüsten. Ohne geht es einfach nicht. Immerhin sind 94 % der Bevölkerung Buddhisten und 5 % Muslime. Katholiken? Ach ja, Katholiken... 




Der Wai

Der Wai begegnete Richy und mir in Khao Lak das erste Mal. Die Mitarbeiter unseres Hotels begrüßten uns damit, also mit vor dem Körper gefalteten Händen. Dazu verbeugen sich die Thais leicht. Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, wenn dir die Mitarbeiter eines Hotels so respektvoll gegenüber treten. Wenn auch etwas beschämend. Ich bin ja schließlich kein Politiker oder so. Nein, das hat damit nichts zu tun. So begrüßt wird einfach jeder. Bei Polizisten oder Politikern würden die Hände aber noch etwas höher gehalten. Das zeigt den immensen Grad an Respekt vor seiner Autorität. Autorität und Hierarchie. Das wird in Thailand noch ganz groß geschrieben.

Übrigens zwinkert dir sogar Ronald Mc Donald in Wai-Stellung zu, wenn du einmal Urlaub von Reis und Co. brauchst. Solche Konsequenz verdient das Prädikat "super cool". 

Mein Ronald. Geil, oder?


Das Gesicht wahren

Wenn ich wählen dürfte, dies wäre mein Lieblings-Thailand-Thema. 

Es ist so unglaublich interessant zu ergrübeln warum und wieso sich Thailänder in meinen Augen oft so seltsam verhalten. Ein kleines Beispiel: Vor gut einem Monat wollte ich in Khao Lak von einer Hotel-Mitarbeiterin wissen, ob sie mir bei der Organisation eines Minibusses nach Ko Lanta behilflich sein könnte. Irgendeines meiner englischen Worte hatte erreichte sie aber scheinbar nicht. Ich bekam keine Antwort, keine Gegenfrage, nix. Nur ein Lächeln. Bis über beide Ohren hat sie gelächelt und mir anerkennend zugenickt. Ich verstand die Welt nicht mehr. 

Traditionelle Tänzerinnen. Sie tanzen erst,
nachdem man sich mit ein paar Münzen für etwas bei Buddha bedankt hat.
Nach diversen Büchern und anhand einiger Gespräche habe ich es endlich begriffen. Die Thais sind ein sehr stolzes Volk. Ein traditioneller Thai würde vor Fremden niemals zugeben etwas nicht zu wissen, nicht zu verstehen oder einen Service nicht anzubieten. Das Problem wird weggelächelt oder ignoriert. Was auch unser Besuch in einem Apple-Shop in Bangkok zeigte. Da die Tastatur von Richys geliebtem Mac etwas rumspinnt befragte er einen Mitarbeiter bezüglich des Preises einer neuen deutschen Tastatur. Der Mitarbeiter entschuldigte sich mit einem Kopfnicken, ohne ein Wort zu sagen, und verschwand in einem Kämmerchen. Wir dachten er wolle an einem anderen PC oder in einer Liste den Preis nachschauen. Nach zehn Minuten war er immernoch nicht wieder gesehen. Für mich war die Sache eindeutig. Er hatte keine positive Antwort für uns und wollte sich nicht blamieren. So ging er einfach dem Problem aus dem Weg. Was in Deutschland unvorstellbar wäre, begegnet dir hier an jeder Ecke. 


Der Respekt des Alters

Diese Herren müssen noch selber ran. 
Ein ganz normales Stadtbild...um halb 1 in Thailand.
Anders als bei uns, ist es für Thais ganz selbstverständlich sich um ihre Eltern zu kümmern, sobald sie körperlich dazu in der Lage sind. Finanziell sowie auch menschlich. Die Eltern ziehen sich ab diesem Zeitpunkt zurück, sind nicht mehr für die Versorgung der Familie zuständig. Nun müssen die "Kleinen" ran und den Reis verdienen. Genau das konnten wir in unserem Hotel in Ko Lanta live miterleben. Tam - unser Gastwirt, geschätzte 25 Jahre, schmeißt den Laden. Sein Vater relaxt größtenteils, sitzt entweder vor dem Fernseher, inspiziert die neue Baustelle oder wird von uns beim Quatschen mit Freunden gesehen. Und das, obwohl er noch gar nicht sehr alt ist. Ich schätze um die 50. Auch bei vielen kleinen Supermärkten beobachten wir dieses Phänomen immer wieder. Die jungen putzen, kassieren und so weiter und die Alten sitzen meist gemütlich auf einer Bank. Auf die Idee seine Eltern in ein Altenheim zu stecken kommt hier niemand. Mir ist bisher auch nur eine Altersresidenz begegnet und zwar für Ausländer.




Die Königsfamilie

Kerstin, unsere Gewinnerin der Frage warum es den Thais verboten ist auf ihr Geld zu trampeln, hatte völlig recht. Es liegt an dem Abbild des Königs. Du findest es auf allen Münzen und Geldscheinen. Herzlichen Glückwunsch, der "Kalte Hund" ist Dir sicher ;o)

Gerahmt wird er von der
buddhistischen gelben
und der thailändischen Flagge
  
Wie man an dieser Tatsache erkennt, wird die Königsfamilie in Thailand extrem verehrt. Ich mag solche Dinge ja. Die royale Traumhochzeit von Katie und Willy und dass Victoria von Schweden einen Thronfolger erwartet. Ist ja alles irre romantisch. Hier ist es jedoch nicht wie in Schweden & Co. Ich selbst registriere die Königsfamilie eigentlich nur, weil an jeder Ecke riesige Poster in Schrein-Art postiert sind. Sie zeigen den König und oder die Königin in meist jungen Jahren. König Bhumibol Adulyadej regiert nun aber schon seid 1946. Über 60 Jahre also und ist meist als knackiger Mid-Vierziger zu sehen. Ist es für das Image der Königsfamilie nicht zulässig seine Altersspuren zu zeigen? 

Es soll auch einen Kronprinz, namens Maha Vajiralongkorn, geben, von dem wir aber bisher noch weniger gesehen haben. Gehört haben wir nur, dass sein Privatjet noch bis Ende September am Münchener Flughafen stehen wird. Thailand schuldet der Baufirma Walter Bau noch ein paar Milliönchen für eine Autobahn, die vor 20 Jahren bei Bangkok gebaut wurde. Hier in Thailand scheint der Grund für die Zwangsparkung des Prinzen- Flugzeugs übrigens niemanden wirklich bewusst zu sein. Nur dass die Deutschen den Flieger einfach einbehalten, wird in den Medien verbreitet. Naja, bis jetzt hat uns deshalb trotzdem noch niemand mit Stinkfrüchten beworfen.




Die Nationalhymne

Ein Erlebnis der besonderen Art. 

Stell dir vor. Du schlenderst über einen wunderschönen Sonntagsmarkt. Überall die lieblichsten Dinge. Bezaubernder Schmuck, herrschaftliche Kleidung und das süßeste Essen. Auf einmal eine Durchsage auf Thai. Natürlich verstehst du nix. Doch plötzlich ertönt eine Musik und alle bleiben wie angewurzelt stehen. Du denkst dir nur "Huch, was ist denn hier los?" Bleibst aber auch mal stehen, machen ja alle so. Nach zwei Minuten und dem Ende der Musik läuft das Leben ganz normal weiter. 

Grund des plötzlichen Stillstands war die königlich thailändische Nationalhymne namens Phleng Chat. Sie wird täglich um 8 und um 18 Uhr im Radio, im Fernsehen und auf öffentlichen Plätzen gespielt. Laut Gesetz könntest du dir sogar eine Geldstrafe einfangen, das Weiterlaufen während der Hymne wird als Ordnungswidrigkeit geahndet. Wenn gerade kein Polizist zugegen ist, erntest du aber zumindest ernste Blicke von Einheimischen. Wie letzten Sonntag, als eine chinesische Touristin einen Marktstand weiter nach einem passenden Souvenir durchwühlt hat. 


Die Schule

Auch in Thailands Schulen steht der Respekt und die Autorität an erster Stelle. Das zeigt sich in den Unterrichtsmethoden der öffentlichen Schulen - hier ist nur Frontalunterricht und Auswendiglernen angesagt - aber auch in den Schuluniformen. Es gibt unzählige davon, edel, abgetragen, blau, rot oder sportlich. Noch dazu kommt, dass jedes Mädchen, das die Grundschule besucht die gleiche Frisur, einen sogenannten Bob, tragen muss. Das heißt alle kleinen Mädchen tragen schwarze bis unters Ohr geschnittene Haare. Das sieht echt witzig aus.


Eine Pfadfinder-Uniform. Das Pfadfindertum
ist in Thailand noch ziemlich populär. Einmal
in der Woche ist es vorgeschrieben diese
Uniform zu tragen.
Die Jungs als Pfadfinder "verkleidet"

Eine andere Schuluniform. Sorry, die Qualität
der Bilder ist nicht optimal, aber ich
wollte nicht voll auf die Jungs und Mädls
drauf halten.

















Im nächsten Teil: Dinge in Thailand, die uns den Aufenthalt oftmals erschweren.

Tschüssi
Eure Doreen 


6 Kommentare:

  1. Sehr toll und interessant geschrieben, Doreen!

    Die Pfadfinder mit ihren rosa Tüchern mag ich besonders gern, aber auch Ronald kann sich sehen lassen. ;-)

    Danke für die spannenden Einblicke... das mit dem Lächeln und/oder weggehen hatte ich vorher schon mal gehört. Aber es live zu erleben, ist sicher noch mal anders...

    <3

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  2. Sabinchen!

    Du hattest das mit dem Lächeln schon mal gehört? Da hattest Du uns einiges voraus. Wir waren echt baff und sind es immernoch. Ist komisch, wenn jemand einfach nicht antwortet und nur lächelt. Vielleicht heißt Thailand deswegen "Land des Lächelns" :o)

    Die Pfadfinder mit den pinken Tüchern sind auch meine Lieblinge ;o)

    Lieben Dank für Deine Zeilen <3
    Deine Doreen

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  3. Land des Lächelns? ...muß doch so sein, da das Land doch eine Frau als Premier hat, und eine ausnehmend hübsche auch noch dazu!
    ..aber wie ist das bei uns? Wir haben ja auch eine Regierungschefin! Ist Tschland auch ein Land des Lächelns? Meistens wohl eher nicht. Uns geht's doch auch gut! Woran liegt's? Wohl doch die unterschiedlichen Kulturen?

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  4. Hallo ihr beiden,

    Wieder mal habt ihr einen tollen Bericht über das Lands des Lächelns geschrieben.
    Das hier die jüngeren den Älterern bzw. den Eltern die Arbeit abnehmen ist bestimmt in ganz Asien so üblich. Versteh nur nicht ganz warum das hier in Deutschland so schwierig ist.Wenn es doch woanders auch geht. !

    Liebe Grüße Jutta

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  5. @Paps: Ich bin mir gar nicht sicher, ob der Zustand eines "Land des Lächelns" überhaupt so unwidersprochen erstrebenswert ist. Hier vr Ort in Thailand lerne ich nämlich auch seine Nachteile kennen - zum Beispiel dass viele Einheimische sich nicht trauen, ihren Ärger zu zeigen; oder auch zuzugeben, wenn sie etwas nicht wissen und einem also nicht zu Diensten stehen können. In gewisser Weise stehen sie sich damit manchmal selbst im Weg. Ich sag mal so: Die Stimmung in Deutschland würde gewinnen, wenn sich die Menschen mehr japanische Höflichkeit angewöhnen würden; und mehr US-amerikanischen Optimismus bzw. gegenseitiges moralisches Unter-die-Arme-greifen. Das mag ja oft nur oberflächlich sein, und oft werden im Alltag nicht in die Tat umgesetzt. Trotzdem würde ich mir mehr freundlich Worte und eine offenere Herangehensweise für die Menschen in Deutschland wünschen. Das kommt aber sicher nicht von allein. In Asien leben die Menschen einfach mehr miterinander. Und wo sie das nicht tun, in Großstädten, fahren die Regierungen Kampagnen dafür. Zum Beispiel auf Plakaten. Da steht dann nicht irgendein abstrakter Dünnpfiff Marke "Für Mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr" getextet, unter dem sich jeder was anderes vorstellt. Sondern eine konkrete Ansage, zum Beispiel in Tokio "Mach Deine Musik bitte nicht zu laut" in der U-Bahn. Und die Leute halten sich dran, weil jeder um Rücksicht bemüht ist. Das steckt an. Ich glaube, das "gegenseitige Anstecken" ist das Geheimnis.

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  6. Wer hat mich gestern versucht anzurufen und heute erreicht!? RICHTIG! Mein bester Freund und seine Freundin. Vielen Dank für die Geburtstagswünsche. Wir waren gerade auf dem Weg von Innsbruck nach München. Kerle, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, deine Stimme zu hören. Ulrike hat auch unentwegt geschmunzelt. Du hast gesagt, du trinkst kein Bier mehr, oder kaum noch!? Ich stell dir mal ne Kiste Augustiner Oktoberfestbier in den Keller ... dir 1 mir den Rest. :-D
    Der Blog sieht fein aus, hast du gut gemacht! ;-) Man, sieh man zu dass ihr wieder kommt, ich vermisse dich und wahrscheinlich nicht nur ich. ;-)
    Das du mir ja nicht in Thailand bleibst und auch Doreen wieder mit bringst. Also ... noch einen schönen Aufenthalt in Thailand, liebe Grüße auch an Doreen von Ulrike und mir und halt mir die Ohren steif Dicker! Den Rest palavern wir im Tipi unter uns. ;-)

    Fühl dich umärmelt und kommt gesund wieder.

    Alexander

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