Montag, 9. Mai 2011

Universal Gardens Space Center



Manfred, Jessi und Doreen
erkunden die Universal Studios.
Stell dir vor du fährst durch Florida und triffst ausgerechnet hier einen alten Bekannten, den du Jahre nicht mehr gesehen hast. So ging´s mir. Manfred ist ein alter Kollege aus längst vergangenen Zeiten bei den Computerspiel-Zeitschriften Amiga und PC Joker. Er ging nach ein paar gemeinsamen Jahren zurück nach Wien, ich bin in München geblieben. Via Email haben wir Kontakt gehalten. Ich weiß schon gar nicht mehr, seit wie vielen Jahren ich mir vornehme, dass ich mich ins Auto setze, und ihn und seine Freundin Jessi in Wien besuche. Hat nie geklappt. Erst jetzt. Manfred ist gemeinsam mit Jessi nach Florida gereist, um den letzten Start des Space Shuttle Endevaour live mit zu erleben. Genau zu der Zeit, wo Doreen und ich uns in derselben Ecke rumtreiben. Dass der eine vom Vorhaben des anderen erfahren hat, ist Facebook zu verdanken. Diese ganze Social-Networking-Kram ist also doch für mehr gut als nur Zeittotschlag, Selbstdarstellung und Stillung von Kontaktsucht. 

Zum Mond werde ich wohl nicht
mehr fliegen in meinem Leben,
hab jetzt aber immerhin eine
Mondrakete betatscht.
Kennedy Space Center,
Blick auf das Space Shuttle.
Über Facebook und eine Handvoll SMS haben wir uns in Orlando zusammen gefunden. Orlando bzw. die nähere Umgebung bildet das Zentrum von Florida. Sowohl was die Lage betrifft, als auch die Ballung von Vergnügungs-Möglichkeiten. Ich kenne keinen Ort in den USA oder auf der Welt, wo sich so viele Ablenkungen für GROSS und klein auf so engem Raum konzentrieren. Um die Ecke liegt zum Beispiel das Kennedy Space Center, wo das Space Shuttle am 29. April eigentlich hätte starten sollen. Habe mich mit einem Besuch im Visitor Complex über die Verschiebung auf Irgendwann hinweg getröstet. Hab das Shuttle immerhin auf der Startrampe warten gesehen; im Imax-Kino einen 3D-Flug durch Bilder des Weltraumteleskop Hubble bestaunt; und überhaupt eine gute Zeit gehabt. Genau für sowas ist Orlando wie gemacht. 

Wenn du abends auf dem Highway oder auf dem Interstate durch die Region fährst, siehst du meilenweit Neonreklamen für Motels, Restaurants, Shops, Malls, Wasserparks, Achterbahnen. Allein der Disney-Konzern hat mit Disney World, Epcot Center, diversen Resorts und Co. mehr Sachen am laufen, als mir Finger von meinen Händen schlenkern. Bin mit Doreen einen Abend lang durch "Disney Downtown" spaziert. Eine grelle Flaniermeile voller Shops und Bars und Galerien und Kinozentren und Spielhallen. Mir ist das alles ja fast zu viel. Zu viele Leute, zu viel Glitzer, Glamour und Geld-aus-der-Tasche-zieh. Aber Doreen ist glücklich, allein weil sie im gewaltigsten Disney-Store der Welt über eine Stunde lang die wundervollsten Kauf-Versuchungen bestaunen, anfassen und an sich drücken konnte. Zugegeben, die 30 Zentimeter große Retro-Micky-Plüschmaus im schwarzweißen Stricklook, die hätte ich auch gerne adoptiert. Leider ist für sowas kein Platz in unserem Gepäckrucksack. Einer der Flüche einer Weltreise.

Universal Studios: eine
der Wasserbahnen von außen...
... und hier von innen ;-)
Ein typischer Tag in der Gegend
rund um Orlando.  
Aber ich komme vom Thema ab. Manfred, Jessi, Doreen und ich, wir hatten uns also auf einen gemeinsamen Abend verabredet. Nach Burger, Pommes und Coke war es beschlossene Sache: Wir würden am nächsten Tag einen der vielen Freizeitparks aufsuchen. Und zwar "Universal Studios". Warum? Tipp von Manfred. Gute und viele Fahrgeschäfte, darum. Nun kenne ich ja etliche Freizeitparks in Europa, insofern haut mich nichts so schnell um. Aber die "Universal Studios", zumindest der neuere Bereich namens "Islands of Adventure", ist schon sehr groß und attraktiv. Vor allem der Themenbereich zu den Harry-Potter-Filmen, der haut mich echt um. Wenn du im Hogsmeade-Dorf zwischen all den windschiefen Häusern stehst und auf die mächtigen Türme der Hogwarts-Schule blickst, dann flösst das Ehrfurcht ein. Und den Menschen möchte ich sehen, der sich beim Ritt namens "Harry Potter Forbidden Journey" in die Menschenschlange stellt; im Inneren der Hogwarts-Schule dem Start entgegen fiebert; und beim Blick auf die Wandgestaltung keine großen Augen macht. Allein für die Detailarbeit an den animierten Gemälden gehört den Machern ein Orden umgehängt. Ganz großartig. Apropos groß: riesiges Dankeschön an Jessi dafür, dass sie die Beschleunigungsorgie in der "Hulk"-Achterbahn so freudestrahlend überstanden hat. An Manfred, dass er aus der "Mummy" mit so glücklichen Augen ausgestiegen ist. Und an Doreen, dass sie sich gemeinsam mit mir in die echt geil gemachte 3D-Video-Achterbahn "Spider-Man" rein getraut hat. Wir hatten einen tollen Tag! 

Doch, in den Universal
Studios haben sie
tatsächlich Hogwarts
nachgebaut.
Ich wünschte, mir wären nur die schönen Momente im Gedächtnis geblieben von unserem Besuch bei Universal. Aber ich kann nunmal nicht aus meiner Haut, ich bin eben gelernter Kaufmann. Daher schätze ich es, wenn ich für mein Geld Leistung erhalte. Und ich hasse es, wenn mir jemand das Gefühl gibt, dass er mehr auf mein Geld aus ist als auf meine Zufriedenheit. Bei den Universal Studios habe ich von Anfang an das Gefühl gehabt, dass wir hier abgerippt werden. Schon an der Kasse. 120 US-Dollar Eintritt wollte die Dame von mir, das sind umgerechnet 80 Euro - mehr als das Doppelte von dem, was europäische Parks vergleichbarer Größe nehmen. Schwamm drüber, wenn ich danach dann den Geldbeutel wegstecken und sorglos durch den Park schlendern kann. Dann wünsch ich mir aber mehr als für drei Dollar fuffzig ein lauwarmes Kaffeegebräu aus dem Pappbecher. Ich will in der Warteschlange vor den Attraktionen nicht auch noch Leute vorlassen müssen, die sich für 40 extra Dollar einen dieser unsäglichen Damit-darf-ich-mich-offiziell-vordrängeln-Pässe gekauft haben. Vor allem will ich am Zugang zu den Fahrattraktionen nicht nochmal zahlen müssen. 
Und auch den Hogwarts-
Express gibt´s wirklich. 

Aber genau das muss ich in den "Universal Studios", weil ich nämlich einen Rucksack dabei habe mit Sonnencreme, Trinkwasser, Sonnenbrille und Platz für Doreens Pullover. Wer sowas bei sich hat, kriegt es am Zugang zu jedem halbwegs rasanten Fahrgeschäft mit einem charmant lächelnden Türsteher zu tun. Er nötigt dich zur Abgabe des Tragegeräts in den Schließfächern. Jedes Fahrgeschäft hat einen eigenen Raum dafür. Gebühr für´s einschließen: drei US-Dollar für eine Stunde, mehr für länger. Dazu kommt eine sagenhaft idiotische Organisation. Ein zentrales Computerterminal regelt die Schließmechanismen aller Schließfächer. Dort musst du hin, um die Tür zum Fach erst zu sperren, und sie nach der Fahrt wieder zu entsperren. Natürlich stauen sich also die Leute, vor allem wenn jemand kein passendes Geld bei sich trägt, oder die Nummer seines Schließfachs vergessen hat. Nun hatten wir "very low season" - wenig los, auf bayrisch g´sagt. Würde sagen, da gehen im Schnitt pro Abgabe und Abholung einer Tasche zehn Minuten drauf. Ich überschlag das mal eben: Drei Dollar plus zehn Minuten vergeudete Zeit pro Fahrattraktion, mal zehn Fahrattraktionen, das ergibt 30 Dollar und anderthalb Stunden Frust. Viel zuviel für ein Etablissement, dass mich meine Alltags-Sorgen vergessen machen soll. Auf Wiedersehen, Universal Studios? Eher nicht. 

Busch Gardens: im Vogelgehege geht
Doreen auf Tuchfühlung mit
skurrilem Federvieh. 
Und nochmal Tuchfühlung,
diesmal mit dem
Happy Hippo. 
Wie es besser, fairer, schneller und einfacher geht, das haben Doreen und ich drei Tage später erleben dürfen. Zwischenzeitlich haben wir uns von Manfred und Jessi verabschiedet, und unseren Ford Focus ein paar Meilen weiter westlich gelenkt: nach Tampa, am Golf von Mexiko. Einer der Touristenmagnete hier, vom Strand abgesehen, hört auf den Namen "Busch Gardens". Oberflächlich betrachtet ein Freizeitpark vergleichbar denen in Orlando. Symphatisch finde ich "Busch Gardens", weil der Park so einen ausgeprägten Charakter hat. Er ist ganz anders als alles andere, was ich bisher in USA und Europa besucht habe. Eine Mischung aus Tierpark Hellabrunn und Europapark sozusagen; dabei nicht ganz so laut und hightech und aufdringlich wie die Universal Studios. Die Achterbahnen zum Beispiel stehen ein bisschen nackt da auf ihren Stahlstelzen, sind selten mal in Kostüme aus Fels oder Holz "eingekleidet". Aber es gibt richtig große und krasse Ritte. Und wie meinte noch Doreen: "Die Laufwege zwischen den Fahrattraktionen sind echt raffiniert angelegt". Stimmt. Links und rechts und einfach überall laden Freiflächen und Gehege zum Kennenlernen verschiedenster Tiergattungen ein. Da kannst was über Alligatoren lernen, oder einen jungen Babygeparden beim herumtollen beobachten. Da verfliegen die Stunden, selbst für einen Menschen wie mich, der bei der Begegnung mit Tieren eher Flucht- als Wohlgefühle entwickelt. 

Busch Gardens, der Park für
Verliebte: zwei Elefanten beim
Schmusen. 
Für uns hat die Mischung einfach gut funktioniert. Doreen hat sich gefreut wie ein kleines Kind, als sie im Vogelgehege (mit anfassen!) ihren ersten Kakadu gesehen hat, und als sie im Safarigelände Giraffen und Zebras beim Grasen entdecken konnte. Bei mir haben sich auch ein paar "tierische" Momente ins Gedächtnis eingebrannt. Zum Beispiel der im  wunderschön aufgebauten Aquarium, als ein Nilpferd direkt an Doreen vorbeigeschwommen ist. Meine Liebste und dieses Riesentier, nur getrennt durch eine handbreit dicke Panzerglasscheibe - das ist wirklich eine Situation, wo du da stehst und mit weit aufgesperrten Augen die Wunder der Natur bestaunst. Dieser Moment hat mich vielleicht sogar mehr begeistert als die Fahrten mit den etlichen kleinen und großen Achterbahnen, die sie hier in "Busch Gardens" haben. Ist einfach hübsch hier. Und auch bezahlbar. Hier will mich niemand zur Benutzung von Schließfächern zwingen; sie sind vielmehr ein kostenloser Service, den ich in Anspruch nehmen kann und nicht muss. Und wenn ich den Park an einem Tag nicht schaffe, kann ich das Eintrittsticket am nächsten Tag für einen zweiten Zutritt benutzen. Klasse. Und ein schöner Abschluss für unseren Cruise durch Florida. Am 10. Mai startet unser Flieger nach Dallas. Die gängige Grußformel in Texas, die hat uns ein netter Amerikaner beim Plausch in den Busch Gardens beigebracht: 

How y´all doin?
Richard 




Die Innenstadt von Tampa.
Nett zum durchfahren, aber
viel los ist nicht. 


Ybor City, ein recht hübscher
Stadtteil von Tampa. Schön zum
Spazierengehen!
Palm Beach, neulich an der Ampel...
Wo auf Heimweh auf Einkaufs-
lust trifft: gesehen nahe Palm Beach...
Busch Gardens: drei schräge Vögel.
Und Känguruhs haben sie dort auch. 
Schnappschuss von einer
Fahrt über´s Land, zwischen Tampa und
Miami... 


3 Kommentare:

  1. das war ja wieder ein Riesen-Feuerwerk von Eindrücken; zwei drei Tage davon und ich wäre urlaubsreif

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  2. Hallo Kurt,

    so gehts uns auch :o) Völlig fertig sind wir und hoffen auf eine ruhige Zeit in Texas. Sofern Dein Sohn sich darauf endlich mal einlässt. Er möchte am liebsten alles sehen :o)

    Liebe Grüße
    Doreen

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  3. Hallo ihr beiden,

    Ja, so ist er halt mein Lieber Bruder. Will alles, und zwar gleich. :-))))

    Wie man hier sieht, ist die Welt doch so klein. find ich toll das ihr einen alten Bekannten von Richy getroffen habtg.

    Liebe Grüße Jutta

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