Freitag, 4. November 2011

Mein schönstes Asien-Erlebnis...Teil 2 von 2


Am nächsten Tag wieder regeneriert treffe ich Sansany schon etwas früher an der Schule. Sie verschönert meine Fingernägel mit Blümchen und ich versuche mich mit Komplimenten. Sage ihr wie wie hübsch sie mit ihren Sarongs, einem aus einer Stoffbahn gewickelten traditionellen Rock, aussieht und wie schön ich es finde, dass sie sich so viel Zeit für mich nimmt.

Die hübsche Sansany beäugt die Sarongs kritisch und verhandelt hart.
Die Hüterin der Stoffe war ziemlich stolz,
dass ich sie und ihre schönen Waren fotografieren wollte ;o)
Denn das tut sie wirklich. Vielleicht weil ich ihre allererste Volontärin bin, vielleicht weil sie nur vier Jahre jünger ist und wir uns, trotz aller kulturellen Unterschiede, super verstehen. Sansany ist anders als andere Laoten. Sie hat in Bangkok Hotelfach und Tourismus studiert und interessiert sich dafür was in der Welt so los ist. Sie legt sich richtig ins Zeug für mich. Zeigt mir die Stadt aus Touristen- und Einwohner-Sicht. Wir fahren mit ihrem Roller durch Luang Prabang, halten an günstigen Frühstücksmöglichkeiten und am Morgenmarkt wo sie jede potentielle Sarong-Stoffbahn inspiziert. Ja, auch laotische Frauen haben eine Schwäche fürs Shoppen. Sie zeigt mir so praktische Dinge wie Geldautomaten, Banken, Reinigungen, Ärzte, aber begleitet mich auch zu dem tollen buddhistischen Tempel Xieng Thong, ins faszinierende Ethnologische Zentrum und geht mit Richy und mir auf Schuh-Jagd. Gar nicht so einfach in Asien mit Schuhgröße 42, aber sie gibt nicht auf und bringt Richy ein Modell nach dem anderen. Der Samstagabend in einer Straßenbude allerdings ist mein ganz persönliches Highlight. Sie weiht Richy und mich zusammen mit ihrer Schwester Two in die Geheimnisse des laotischen Barbecues ein. Es ist ein bisschen wie Racelette mit Freunden. Nur gibt es keine Pfännchen und die Grillplatte wird von einer Vertiefung, in der Wasser vor sich hin köchelt, umgeben. In diese werfen wir alles hinein was das Körbchen auf unserem Tisch so her gibt. Glasnudeln, Salatblätter, Sojasprossen, Kräuter und Ei. Das alles plus eine Art Currypaste mischen wir später in einer Schale mit dem gebrutzelten Fleisch vom Grill. Ein leckerer und rundum schöner Abend. 

Beim Barbecue, Two, Sansany und Richy.
Die zweite Woche in meiner Schule bricht an. Ich lese den Kiddies weiterhin laut vor, helfe ihnen bei den Hausaufgaben, spiele englische Spiele (dieses Mal erfolgreich), leide mit ihnen, wenn sie das "s" zum 1000. Male vergessen an "two table(s)" zuhängen und sich mit "is" und "are" rumquälen. Klar, im Laotischen gibt es nun mal keinen Plural. Ich beobachte wie ein Mönch seinen Bleistift am Holztisch anspitzt, genieße es da zu sein und stelle immer wieder fest wie gleich die Jugendlichen überall sind. Egal ob armes oder reiches Land. Asien, Amerika oder Europa. Jungs und Mädls flirten schüchtern miteinander, hocken cool und auch mal gelangweilt in der letzten Reihe, klopfen schlaue Sprüche und sind froh, wenn die Stunde vorbei ist. 

Zum Abschied wollten auch sie mich ablichten.
Dann mal los.
Aber es berühren mich auch sehr viele Momente tief. Zum Beispiel als sich zwei Mönche aneinander kuscheln. Ganz normal sagt Claus. Sie geben sich die Nähe, die sie sonst in einer Beziehung oder von ihren Eltern bekommen würden. Oder als eine Schülerin, Timthida, von Touy gefragt wird wie ihr Traummann aussehen und woher er kommen soll. "Blaue Augen und aus Laos soll er sein." Ziemlich schwierig in Laos das mit den blauen Augen. Haben doch, mal von ein paar seltenen Ausnahmen abgesehen, alle Menschen braune bis tiefschwarze Augen. Ich gebe ihr den Tip einmal nach Deutschland zu kommen. Bei mir zu Hause gäbe es ganz viele Männer mit blauen Augen, die ihr gefallen würden. Später bekomme ich mit wie sie dieses Traumpartner-Spiel mit einem Mitschüler übt. Auf die Frage woher ihr Traummann kommen soll, sagt sie nun ganz überzeugt "From Germany". Genau wegen solcher Momente werden diese zwei Wochen immer etwas ganz besonderes und zauberhaftes für mich bleiben. Genau dafür sucht Claus Volontäre. Um seinen Schülern zu zeigen, dass es noch anderes außerhalb von Laos gibt und dass das zu erleben, erstrebenswert ist. 

Viel Liebe sendet Euch
Eure Doreen 


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IN EIGENER SACHE
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Wir, Richard und Doreen, verabschieden uns hiermit aus Asien. Vier Monate vergingen wie im Flug. Auch wenn wir manchmal wegen der sprachlichen Barriere am Verzweifeln waren, haben wir uns doch ziemlich in diesen Kontinent verliebt.

Und gerade deshalb möchten wir noch ein gutes Wörtchen für die Menschen hier einlegen. Ich hoffe das nimmt uns keiner übel. 

Viele von ihnen sind verdammt arm und können sich nicht einmal ansatzweise die Miete für ein eigenes Zimmer Zimmer in Luang Prabang leisten, trotz harter Buckelei den ganzen Tag. Wie einige der Schüler vom MEC, die wegen ihrer Ausbildung hierher kommen. Oft die einzige Möglichkeit für ein besseres Leben. Daher gibts im MEC die Möglichkeit generell für die Schule ein wenig zu opfern oder aber einen speziellen Schüler zu sponsern. Wie ich, Doreen, das demnächst mit Keng Thor mache. Einem 19-jährigen Schüler, der rote Augen bekommen hat und absolut sprachlos war als Claus ihm die Nachricht überbracht hat. Wie hat Claus zu mir gesagt "Du hast ihm gerade einen Ferrari geschenkt". 

Die Schule besitzt einige Steckbriefe von Schülern, die einen Sponsor suchen und die auch laut Meinung von Claus und den Mitarbeitern der Schule einen brauchen und regelmäßig zum Unterricht erscheinen. Es wird hier Wert drauf gelegt, dass es den richtigen zukommt.

Hier eine kleine Rechnung für Interessierte:

Gesamtkosten für einen Monat und einen Schüler:   130.000 KIP        11,60 EUR
Anteil für den Sponsor:                                           80.000 KIP           7,10 EUR
Anteil für den Schüler:                                            50.000 KIP          4,50 EUR

Der Anteil für den Schüler wird erhoben, damit er nicht faul wird und weiter zur Schule kommt. Gute Sache finde ich. Man zahlt für z. B. 6 Monate und kann danach natürlich jederzeit die Zahlung einstellen oder aber im besten Falle weitermachen. Claus versucht auch alles, dass man eine Email-Adresse (wenn vorhanden) von seinem "Patenkind" bekommt, sodass man mit ihm in Kontakt sein kann. 

Bei Interesse kann ich gerne einen Kontakt herstellen oder ihr geht über die Seite hier: 

http://mec-laos.org/sponsor.htm

1000 Küsse an die fröhlichen und hilfsbereiten Menschen hier, die uns den Aufenthalt so angenehm gemacht haben und an Euch zu Hause. 

Richard und Doreen


1 Kommentar:

  1. tja. Was soll ich dazu sagen? Ich kann mir gut vorstellen wie es für euch sein muss, nach vier Monaten Asien zu verlassen. Ihr habt ja mal, ein einem ältern Blog geschríeben, das ihr euch hier besonders wohl fühlt.
    Aber ich denke das es in Neuseeland bestimmt auch noch sehr schön und interessant wird.

    Noch was kurzes am Rande.
    Wir hier in Bayern geniessen zur Zeit einen wirklich (wie man so schön sagt) goldenen Herbst. Morgens meist neblig, aber ab mittag haben wir strahlenden sonnenschein.

    Liebe Grüße Jutta

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